Ralph Hammerthaler „Der Sturz des Friedrich Voss“, 220 Seiten, 18,95 €, DuMont, ISBN: 978-3832195403;
20 Jahre nach dem Ende der DDR hat die Aufarbeitung der Geschichte der Diktatur erst so richtig begonnen. Ralph Hammerthaler, 1965 im bayerischen Wasserburg geboren und aufgewachsen, hat sich des erfolgreichen Chirurgen Friedrich Voss angenommen. Nach der Wende verliert er seinen Job – und bringt sich um. Warum?
Der Chefarzt eines renommierten Krankenhauses an der Ostsee hat sich mit dem Sozialismus arrangiert. Er hat drei Kinder und ist verheiratet, obwohl seine Frau von seinen Liebschaften weiß. Dann bricht das Regime zusammen und Voss wird verdächtigt, enge allzu enge Kontakte zur Staatsmacht gehabt zu haben. Daraufhin wird der angebliche Wendehals gefeuert.
Der Sohn des Chirurgen erzählt einen Zeitraum von rund 50 Jahren. Voss, so zeigt sich in den Berichten und Erinnerungen seiner Familie und von Weggefährten, war ein schwieriger Typ, einer der viel Neid auf sich zog und nicht nur wegen seiner Parteizugehörigkeit Karriere machte. Der „Bonze“ war anerkannt als Chefarzt, aber er war auch selbstherrlich und genoss die Tuchfühlung zu den Mächtigen.
All dies wurde ihm anschließend zum Verhängnis. War das gerecht? Voss versinkt in Depression, erschießt sich und seine Familie lässt in die Todesanzeige drucken: „Die heute Opfer sind, werden morgen klagen.“
Ein Wende-Schicksal, ganz spritzig erzählt von einem theatererfahrenen Journalisten. Dass er Wessi ist, mag nicht unbedingt ein Nachteil sein. Hammerthaler hat exzellent recherchiert und so manche unheilvolle Dynamik, die dieser DDR-Diktatur innewohnte, lässt sich tatsächlich von außen besser betrachten.
Bewertung: ****