Don DeLillo „Der Omega Punkt“, 110 Seiten, 16,95 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3462041927;
Am Ende allen Daseins steht der Omegapunkt, und nur die Liebe führt uns dorthin. Diese philosophische Endzeit-Vorstellung des Theologen Teilhard de Chardin stellt Don DeLillo in den Mittelpunkt seines schmalen, essayhaften Romans. Das Ende, der Omegapunkt, ist offen, so wie dieses beeindruckend komprimierte Werk.
Drei Menschen stehen im Mittelpunkt, die sich eigentlich ziemlich fremd sind: Jim Finley, ein junger, Filmemacher, der verbissen die Idee verfolgt, ein ungeschnittenes Schwarz-Weiß-Video mit den Lebens-Weisheiten des 73-jährigen Richard Elster zu drehen. Dieser Mann, ein ehemaliger Irak-Krieg-Berater der US-Regierung, ziert sich, will nicht, lädt Finley in sein Haus in der Wüste ein. Und dann ist da noch Elsters Tochter Jessie.
Jessie erscheint, nachdem Finley schon viele Tage auf eine Entscheidung Elsters gewartet hatte. Aber die beiden Männer umkreisen sich in der täglich wiederkehrenden Kargheit von Wüste und Hitze, Frühstück, Abendessen und nächtlichem Scotch und Wodka. Jessie, die bei ihrer russischen Mutter in New York lebt, bricht dieses Patt auf.
Ihr Vater erwacht aus der Lethargie, und Finley entwickelt zaghafte Fantasien, aber dann passiert etwas … Wo ist der Omegapunkt? Wo ist die Liebe?
Eingerahmt ist dieses sprachlich und in der emotionalen Wucht ungeheuer komprimierte Werk von zwei mit dem Titel Anonymität überschriebenen Szenen aus dem New Yorker MoMA, in dem eine Performance läuft, eine auf 24 Stunden verlangsamte Aufführung von Hitchcocks Klassiker „Psycho“.
Auch wenn DeLillo mich nach der Lektüre von „Der Omegapunkt“ einigermaßen ratlos zurücklässt , ich habe das abgründige Buch in einem Rutsch durchgelesen, an einem Ort der Stille ganz ähnlich Elsters Haus. Ablenkung verträgt die Geschichte nicht.
Bewertung: *****