Erika Wimmer „Die dunklen Ränder der Jahre“, 268 Seiten, 22,50 €, Folio, ISBN: 978-3852564951;

Eine europäische Nachkriegsgeschichte: Ein alter Mann und seine Tochter. Sie sind sich nie begegnet, weil er 1945 nach einem Totschlag aus Notwehr mit falschem Pass nach Frankreich geflohen ist und die schwangere Freundin zurück ließ. Kein Lebenszeichen mehr seither. Aber jetzt hat Theresa den alten Mann aufgespürt, dessen Nichtdasein in gleichem Maß ihr Trauma war wie seines die Flucht.

Die Vergangenheit lässt einen niemals los. Man kann sie beim besten Willen nicht einfach abschütteln. Das ist die Botschaft der in Innsbruck lebenden Südtiroler Autorin Erika Wimmer, die in diesem Roman auf beeindruckende Weise zwei Lebensgeschichten zusammenführt.Und er führt uns in eine Zeit zurück, die in Österreich bis heute nicht wirklich bearbeitet wurde, die Teilhabe von Hitlers Heimatland am Dritten Reich in allen Konsequenzen.

Der junge Lukas Peer war zu Kriegsende desertiert und hatte sich in einem kleinen Tiroler Dorf versteckt, wo er mit der einheimischen Frieda eine Liason begann. Als sein alter Freund Hans ihm mit falschen Papieren zur Flucht verhelfen sollte, verriet er ihn – aus Neid.

Später entdeckt der in Wien lebende Hans, dass Frieda ein Kind hat, Theresa. Er wird für sie zum Ersatzvater, unterstützt sie, hilft ihr – und verrät sie. Erst auf dem Totenbett erzählt er ihr das Geheimnis ihres Vaters und verrät den Namen des bei Montpellier in Südfrankreich alt gewordenen Mannes, Jeanluc Cornu. Die Geschichte nimmt ihren Lauf …

Ein hoch spannendes, anrührendes Buch über zwei gebrochene Menschen. Wimmer erzählt in einer klaren, prägnanten Sprache, in alternierenden Kapiteln beider Lebensgeschichte. Dabei umfasst das ganze Buch einen Zeitraum von vielleicht 24 Stunden. Wirklich faszinierend ist die Sprache Wimmers: Hochpräzise, dabei sehr ausdrucksstark und voller Bilder.

Eine Empfehlung!

Bewertung: *****


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Lauter Lesenswertes

Die Vergangenheit lässt niemanden los

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