Paolo Giordano „Die Einsamkeit der Primzahlen“, 368 Seiten, 19,95 €, Blessing, ISBN: 978-3896673978;
Primzahlen, war da nicht mal was? Der italienische Literaturaufsteiger Paolo Giordano hat Physik studiert und an einer renommierten italienischen Autorenschule gelernt. Er weiß also, wie man Bestseller konstruiert in Zeiten, in denen die Geschichten, die das Leben schreibt, hauptsächlich in Fernsehserien dargestellt werden. Dramaturgisch wohlfeil ist jedenfalls, dass es jeweils nur ein einziger Tag ist, der das Leben der beiden Protagonisten aus der Bahn wirft.
Primzahlen, so er zählt es un Giordano, stehen für Menschen, die zusammengehören, einander aber nicht finden. So wie Alice und Mattia, die sich als Gymnasiasten kennenlernen, nachdem sie beide durch familiäre Schicksalsschläge in die Einsamkeit getrieben wurden.
Mattia ließ seine geistig behinderte Zwillingsschwester ganz kurz allein, weil er Kindergeburtstag feiern wollte. Danach war sie weg, und Mattia wird seine Schuldgefühle nicht mehr los. Alice hat unter dem überehrgeizigen Vater leidend einen Skiunfall und fortan ein steifes Bein.
Mttia und Alice lieben sich, finden aber nicht zueinander, so wie – und das ist Giordanos Bild – Primzahlenzwillinge (5 und 7, 17 und 19), die jeweils nur durch eine Zahl getrennt sind. In dramatischen Bildern erzählt der erst 28-jährige Autor die Tragödien der Kindheit und ihre Folgen, die ein Leben lang wirken.
Nur ein einziger Tag hat all das leid ausgelöst. Paolo Giordano erzählt mit eindringlicher und klarer Sprache eine faszinierende Geschichte und hat dafür 2008 als jüngster Preisträger überhaupt den wichtigsten italienischen Literaturpreis, den „Premio Strega“ bekommen.
Ein beeindruckender Roman.
Bewertung: *****
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