Schriftsteller sollen nicht nur schreiben, sie sollen sich auch melden. Anders ausgedrückt: Sie müssen sich einmischen. A. L. Kennedy, kurz ALK, ist so eine Art Idealtypus für diese Schriftsteller-Kategorie. Die 45-jährige Schottin argumentiert vehement gegen den Irakkrieg und nutzt dazu Demonstrationen, Zeitungskolumnen und ihr Talent als Kabarettistin. Auch in „Was wird“ hält sie den Briten den Spiegel vor.
In zwölf Erzählungen schreibt sie über das Dunkle, das Männern und Frauen begegnet oder dem sie sich bewusst unterwerfen. Es geht um Begehren, um Hass, um Schmerz und ums Verlorensein. Kennedys Helden sind Menschen mit Problemen. Die Autorin dringt tief in ihr Innenleben ein – für den Leser wirkt dies bisweilen äußerst verstörend.
Sentimentalität kennt Kennedy nicht, für sie zählt nur die Wahrheit, und die findet man nur, wenn man den Problemen auf den Grund geht. Die in Glasgow lebende Kennedy formuliert es so:
„Ich habe mich entschieden, ein Buch zu schreiben über Menschen, deren Herz gebrochen ist und die sich deshalb in einer schrecklichen Situation befinden. Es sind Kurzgeschichten, und der Radius einer solchen Geschichte ist nicht groß genug, um sie bis zu einem Happy Ending zu führen. Es wäre unangemessen, billig. Unwürdig. Ich sage nicht, dass die Wirklichkeit so ist. Ich glaube auch nicht, dass es für alle Menschen zutrifft. Ich sage nur, es wäre mitleidlos.“
Besser kann man ihre Geschichten nicht charakterisieren. Und wenn man noch um die hohe Qualität ihrer Spreche weiß, dann ist klar, dass es die Höchstnote gibt für diese Short-Stories.
Bewertung: *****