„Rauken“, das nun schon zehn Jahre alte Debüt der württembergischen Schriftstellerin Claire Beyer hatte mich damals sehr beeindruckt. Und „Rohlinge“, ihr neuestes Werk. Es wird beyer voll gerecht, eine Gegenwartsgeschichte aus Deutschland, jenem Land, das zwar längst ein Einwandererland ist, aber unter keinen Umständen mit den Einwanderer was zu tun haben möchte.
Rohlinge – ja, das sind wir, die Ureinwohner, die auch mal Einwanderer waren, jetzt aber dem elfjährigen Donald aus Lettland das Ankommen so schwer machen. Geärgert von seinen Mitschülern und den Jugendlichen in der Nachbarschaft sucht Donald seine eigenen, ganz einsamen Zufluchtsorte. Und genau dort macht seine Lehrerin Karin Beerwald, die einzige, die es wirklich gut mit dem Jungen meint, eine gefährliche Entdeckung.
Rohlinge – das sind aber die Grundmaterialien für Edelsteine. Ungeschliffen, wild, authentisch. So wird Donald von Claire Beyer (* 1947) charakterisiert. Ein Rohling, der noch erweckt werden muss. Ein in seiner Tiefe und Melancholie beindruckender Roman, scharf beobachtet und prägnant gezeichnet aus der Mitte unserer Gesellschaft, in der 15 Millionen Menschen einen (unmittelbaren) Migrationshintergrund haben.
Bewertung: ****
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