Richard Obermayr „Das Fenster“, 24 €, 298 Seiten, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497703;
Es ist, was es ist – oder doch nicht. Ist wahr, was wir glauben, dass wahr ist. Und was ist die Zeit wirklich? In diesem kunstvollen, sprachgewaltigen Roman gibt es zwar keine Handlung, aber einen Ich-Erzähler, einen Schuss, eine Mutter, die aus dem Fenster sieht und Klavier spielt und deren Mann, den Vater.
Die Zeit vergeht, aber steht sie auch einmal still. Um solche Fragen kreist der 40-jährige Wiener, der fast zwölf Jahre an seinem zweiten Roman gearbeitet hat. Schwere Kost: „Ist die Kugel, die durch diesen Roman fliegt, je abgefeuert worden? Und wenn ja, wird sie ihr Ziel erreichen, oder wird die Verlangsamungstaktik des Erzählers diesen Schuss aufhalten können? Dies ist die Geschichte einer Familie, die unter den Folgen eines Ereignisses leidet, für das es zwar viele Vorzeichen und Hinweise gab, das aber womöglich nie stattgefunden hat„, heißt es treffend im Klappentext.
Und so glaubt der Erzähler immer wieder, er sitze im Theater, mal als Akteur mal als Zuhdas Gefühl, in einer Theatervorstellung zu sitzen oder gar daran teilzunehmen. Unterwegs in einer nur anskizzierten Ortschaft, gibt es einen Zirkus, kaum Dialog, aber viel Zeit, Vergangenes und Gegenwärtiges. Irgendwie ist alles verwirrend in des Erzählers „Elternhaus“.
Und so ist es auch nicht die unerzählbare (fehlende Handlung), die an diesem Buch fesselt, es ist die hohe Emotionalität der Sprache und die Tiefgründigkeit dieser Gefühle. Dieses Buch berührt die Seele.
Bewertung: *****