Katharina Hacker „Alix, Anton und die anderen“, 125 Seiten, 19,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518421277;

Katharina Hackers vor vier Jahren mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Roman „Die Habenichtse“ faszinierte mich in der Sterilität und Kargheit Nun ist ihr Nachfolger da ( Teil eines Zyklus, dessen Fortsetzungen nach Hackers Trennung nun im Fischer-Verlag erscheinen). Und wieder geht es um Menschen in einer schwierigen Lebensphase.

Einsam zu zweit, eine schlimmere Konstellation im Beziehungsalltag gibt es kaum. Alix und Anton, die dem Roman seinen Titel gaben, sind Anfang, Mitte 40, wie auch die anderen, Bernd und Jan. Was sie neben dem Wohnort Berlin-Schöneberg, der Kinderlosigkeit und innerer Einsamkeit (auch wenn Jan und Alix ein Ehepaar sind) verbindet, ist absolute Orientierungslosigkeit.

Midlifecrisis, das war gestern, in unserer ach so freien, schrankenlosen Gesellschaft geht die Krise in der Mitte des Lebens an die Existenz: Bernd, der schwule Buchhändler, und Anton, der Arzt, sie sind von Einsamkeit und Selbstzweifeln geplagt. Jeden Sonntag treffen sich die vier Freunde, zu einem gemeinsamen Essen  bei  Clara und Heinrich, den Eltern von Alix. Nun einmal fällt dieses Essen aus, da trifft man sich beim Vietnamesen, wo sich ausgerechnet der greise Heinrich in eine junge Frau verliebt.

Um Liebe, ja um Liebe geht es in diesem Roman, um Liebe, wie sie das Leben schreibt, im Alter, auch Anton verliebt sich.  unvollendet. So zurückhaltend, fast elfengleich, und doch so kraftvoll Hacker die Gefühle ihrer Protagonisten beschreibt und ihre quälende Suche nach dem Leben erzählt, so schwierig ist auch die äußere Form, die sie für ihren Roman gewählt hat, die das Buch größer werden ließ, als bei Suhrkamp üblich und die schließlich auch zum Bruch mit dem Verlag geführt hat.

In zwei Ebenen erzählt die Autorin, zweispaltig, zwei Stränge, parallel gesetzt, sozusagen mit Randspalte. Die Perspektive wechselt, mal ist es die Ich-Form, mal sind es innere Monologe, mal springt die Geschichte hin und her und dann wiederum wird auf die Randspalte verzichtet.

Harter Stoff dieses Buch, nichts zum Nebenbeilesen, aber faszinierend in dem Gleichklang zwischen äußerer und innerer Form. Die Fortsetzung („Die Erdbeeren von Antons Mutter“) ist übrigens schon erschienen – beim Fischer-Verlag.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Oh wie schwach sind doch die Mittvierziger

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