Franz Fühmann/Jacky Gleich „Das Wintermärchen“, 48 Seiten, 12,90, Hinstorff, ISBN: 978-3356013306;
Kennen Sie Frank Fühmann? Nein, dann sind Sie sicherlich nicht in der DDR aufgewachsen. Der 1984 viel zu früh verstorbene Schriftsteller, der nicht einen einzigen Roman veröffentlichte, war einer der bedeutendesten Autoren der Nachkriegszeit. Anlässlich des 25. Todestags hat der Rostocker Hinstorff-Verlag Fühmanns Nacherzählung von Shakespeares „Wintermärchen“ neu editiert – wunderbar illustriert von Jacky Gleich.
Schon für den „Sommernachtstraum“ hatte Hinstorff die beiden zusammengespannt, die Mecklenburgerin Gleich (46) zeichnet sparsam, aber sehr direkt und realistisch. Schnörkel mag sie nicht, sie illustriert und erzählt nicht selber. Das ist ganz wohltuend.
Fühmann wollte mit seinen Nacherzählungen die Leute für die Literatur begeistern, Leute, wie er einer war, aufgewachsen als Arbeiterkind, in Kriegsgefangenschaft und dann als „Werktätiger“ auf der Werft und im Bergwerk – Stoffe für die umfängliche Literatur des in den 60er Jahren zum Sozialismus-Kritiker avancierten Autoren..
Shakespeares Wintermärchen, diese vierhundert Jahre alte Geschichte, ist heute so modern wie eh. Es geht um Eifersucht und Mord, um tiefe menschliche Gefühle, Irrungen und Wirrungen. Und Fühmann hat es auf beeindruckende Weise in die Gegenwart übertragen.
„Fühmann ist erfahrenswert, und von weltliterarischem Rang, weil er die Erfahrungen der Kriegsgeneration und der Heimkehrer festgehalten hat, über herausragende Persönlichkeiten der Kulturgeschichte wie E.T.A. Hoffmann, Georg Trakl, Ernst Barlach und Siegmund Freud reflektiert hat und sich um die Wiederentdeckung der griechischen und germanischen Mythologie für das 20. Jahrhundert verdient gemacht hat“, so zitiert die Website „Titelmagazin“ die Rostocker Literaturwissenschaftlerin und Fühmann-Kennerin Hella Ehlers.
Ein Kinderbuch nicht nur für Kinder.
Bewertung: *****