Michael Tietz „Rattentanz“, 840 Seiten, 22,80 €, Bookspot, ISBN: 978-3937357379;
Ein Thriller aus Deutschland. Das erste Buch eines Krankenpflegers aus dem Südschwarzwald. Erschienen in einem kleinen Münchner Verlag namens Bookspot. Geht das überhaupt? Ja, es geht. Nur ein Beispiel: In der Kategorie“ Bücher aus dem Schwarzwald“ hat „Rattentanz“ bei Versandhändler Amazon alle anderen Neuerscheinungen glatt überrundet.
Schauplatz ist ein Dorf namens Wellendingen, so wie Dörfer im Schwarzwald eben heißen. Eine ganz normale Familie: Vater Hans Seger ist gerade in Schweden, seine Frau Eva an ihrer Arbeitsstelle im Krankenhaus und die siebenjährige Tochter Lea bei Nachbarn. Alles ganz normal an diesem 23. Mai, bis um punkt 7 Uhr auf der ganzen Welt der Strom ausfällt – und nicht mehr wiederkommt.
Der Verkehr bricht zusammen, das Telefonnetz natürlich auch. Computer rechnen nicht mehr. Kühlschränke kühlen nicht, und Herde heizen nicht. Alles ist plötzlich so, als hätte die letzten 150 Jahre nicht gegeben – nur das kein Mensch mehr weiß, wie man ohne Strom leben kann.
Die staatliche Ordnung bricht fast umgehend zusammen. Es gibt keine Moral mehr, keine Werte. Jeder versucht nur noch sein Überleben zu sichern. Das ist der „Rattentanz“. Wer wird gewinnen? Schaffen es Hans und Eva Seger zu ihrer Tochter zu kommen?
Ein Endzeitszenario also. So was zwischen „Der Schwarm“ und „2012“. Nun, vom Charme der Geschichte her reicht „Rattentanz“ nicht an die genannten heran. Völlig unglaublich ist, dass auf einen Schlag jegliche Elektrizität flöten geht und auch der totale Zusammenbruch der Gesellschaft und das auch noch weltweit – irgendwie ist das Quatsch.
Längen sind auf über 800 Seiten kaum zu vermeiden, Redundanzen auch nicht und manchmal haut Tietz auch sprachlich daneben, gleichwohl weiß er eine Geschichte zu erzählen und Charaktere herauszuarbeiten. Und das ist schon viel wert. Für Fans des Thriller-Genres ist „Rattentanz“ auf alle Fälle lesenswert.
Bewertung: ****
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