Elliot Perlman „Drei Dollar“, 416 Seiten, 22,95 €, DVA, ISBN: 978-3421043719;
Nein, der Roman der Krise ist das nicht, wie ich schon lesen konnte. Aber „Drei Dollar“ ist ein überzeugendes Sittengemälde unserer Zeit, eine Geschichte von Auf- und Abstieg und davon welche Faktoren über Erfolg und Scheitern bestimmen.
Drei Dollar, mehr besitzt Eddie nicht mehr, als er seine Geschichte erzählt. Die Geschichte seiner Liebe zu Tanya, die er im Studium kennenlernt, verliert und erneut für sich gewinnt und mit der er eine Familie gründet. Tanya ist in jeder Hinsicht die Ergänzung Eddies – lebenslustig, emanzipiert und sehr klug.
Eddie hat viel erlebt vor seinem Absturz. Der Chemie-Ingenieur erzählt von seinem Job bei der Umweltbehörde. Sind seine Gutachten zu kritisch oder liegt es daran, dass sein Chef einst mit Tanya liiert war? Und dann ist da noch Amanda, Freundin aus Kindertagen, der es verboten war mit ihm Kontakt zu haben. Standesdünkel von Amandas Eltern!
Immer wieder treffen sie einander, genau gesagt alle neuneinhalb Jahre, und jedes Mal ist es ein Wendepunkt in Eddies Leben. Amanda ist alles in den Schoss gefallen, woran sich Eddie vielfach vergebens versucht hat: Sie ist reich, gesellschaftlich anerkannt, eine Karrierefrau und noch dazu äußerst attraktiv.
Ausgerechnet sie soll im Jobcenter Eddie Beraten. Eddie, dessen Haus vor der Zwangsversteigerung steht, dessen Frau an Depressionen leidet, der arbeits los ist und nur noch drei Dollar in der Tasche hat. Wer kann das schon ertragen?
Zwölf Jahre alt ist Perlmans Erstling, geschrieben noch vor seinem großen Wurf, dem 2008 auf deutsch erschienenen, großartigen „Sieben Seiten der Wahrheit“. Sprachlich hatte der junge Australier 1998 noch nicht ganz die Klasse, aber erzählerisch allemal.
Alle Themen, die in unserer auseinander driftenden Gesellschaft für Konflikte sorgen, packt er in das Schicksal von Eddie. Wie aktuell ist doch gerade in Deutschland die Klage, dass Herkunft über Bildungsniveau und damit gesellschaftlichen Erfolg entscheidet? In Australien scheint dies nicht anders zu sein, welch ein Trost.
Absolut lesenswert!
Bewertung: *****
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