André Brink „Kupidos Chronik“, 367 Seiten, 19,95, Osburg, ISBN: 978-3940731272;
Er ist einer der wichtigsten Schriftsteller Südafrikas, aber weiterhin in Deutschland kaum bekannt. Wie in „Die andere Seite der Stille“ taucht der 75-jährige André Brink auch in seinem neuesten Werk tief ein in die Geschichte der einst von holländischen Bauern, den Buren, begründeten Kapkolonie.
Er erzählt die Lebensgeschichte des 1760 geborenen Sklavenjungen Kupido Kakkerlak. Der Überlieferung nach war er der erste einheimische Missionar im südlichen Afrika. Und wie man es kennt, vermischt Brink historische Fakten mit mythischen Elementen – puristisches Christentum trifft bunten, afrikanischen Naturglauben.
Das fängt bei der Geburt Kupidos an. Eigentlich war der Neugeborene schon gestorben. Als er begraben werden soll, setzt sich eine große, grüne Gottesanbeterin auf ihn, und der Khoi-Junge (Die Buschleute sind die Ureinwohner Südafrikas) beginnt wieder zu atmen.
Kupido hat magische Kräfte. Sein Blick kann Tiere töten, was auf der Jagd ziemlich erfreulich sein kann. Doch dann macht der Junge Mist und der Zauber ist vorbei. Tugendhaft ist das Leben des jungen Kupido nicht gerade: Der Alkohol, Weibergeschichten …
Doch dann entdeckt er das von eingewanderten Missionaren mitgebrachte Christentum, lernt lesen und schreiben, lässt sich taufen und wird selbst zum Missionar und Prediger, der als erste Lektion Demut lernen muss. Bei seinen weißen Mitbrüdern findet Kupido allerdings keine Anerkennung, er ist schließlich Hottentotte.
Was klingt, wie eine christliche Erweckungsgeschichte, ist keine, sondern ein spannendes Lebensporträt über das schwierige Miteinander im Südafrika der Vor-Apartheid. Eine Zeit, von der man in Europa nichts (mehr) weiß.
Das ist ein Brink, wie er mich schon beim Vorgänger faszinierte, als es um eine aus Bremen stammende Auswanderin nach Deutsch-Südwest ging: kraftvolle Sprache, elegante Perspektivwechsel und eine faszinierende Geschichte, die über das europäische Erleben hinausgeht.
Bewertung: *****
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Verlagsmitteilung vom 12. Mai:
Der prominente südafrikanische Erzähler André Brink stellt auf einer Tournee sein neues Buch „Kupidos Chronik“ vor. Weltensammler und Schriftsteller Ilija Trojanow, der sich besonders für südafrikanische Literatur engagiert, begleitet ihn und sagt über André Brinks Werk: „Selten wird auf so mächtige Weise Geschichte zu Sprache und Spannung wie bei André Brink“.
16. Juni Frankfurt Literaturhaus mit Ilija Trojanow
17. Juni Köln Literaturhaus mit Ilija Trojanow
18. Juni Hausach LESELENZ Eröffnungsveranstaltung mit Michael Kleeberg
21. Juni Stuttgart Literaturhaus mit Ilija Trojanow