Bernd & Hilla Becher „Bergwerke und Hütten“, 188 Seiten, 58 €, Schirmer/Mosel, ISBN: 978-3829604673;
Menschen sind bei Bernd und Hilla Becher Nebensache, immer gewesen. Das Fotografen-Ehepaar hat sein ganzes Berufsleben Industrieanlagen gewidmet, vorzugsweise den Kohlebergwerken und Hüttenwerken zwischen Ruhrgebiet, französisch Lothringen und den US-amerikanischen Industriekomplexen bei Pittsburgh. „Bergwerke und Hütten“ ist das Vermächtnis, denn nach Bernds Tod (1931 bis 2007) hat die drei Jahre jüngere Hilla das Fotografieren aufgegeben.
Fast wie gezeichnet sind die Industriekomplexe, die die Hillers bevorzugt von einem erhöhten Standpunkt aus fotografiert haben. Viele der futuristisch anmutenden Anlagen sind inzwischen schon demontiert: Der Kohlebergbau ist in Europa schließlich nur noch ein Schatten früherer Stärke und mit der Verhüttung ging es noch mehr bergab.
1962 fanden die Hillers im Ruhrgebiet ihre Erfüllung. Da hatte das lange Sterben zwar schon begonnen, aber noch arbeiteten die berühmten Zechen, die den Aufstieg Deutschlands im 19. Jahrhundert und nach dem Zweiten Weltkrieg erst möglich gemacht hatten.
Anlässlich der „Ruhr.2010“, der Ernennung zur europäischen Kulturhauptstadt, widmet das Josef Albers Museum in Bottrop Bernd und Hilla Becher eine große Ausstellung. 154 der Duotone-Tafeln hat der Schirmer/Mosel-Verlag in diesem Ausstellungskatalog zusammengefasst.
Technisch sind die Bilder höchst anspruchsvoll, fotografiert mit Großbildkameras im Format 13 auf 18 Zentimeter, fast vollständig frei von Verzerrungen und milde beleuchtet. Dokumentarischer geht’s nicht. Menschen sind zu vergänglich, sie haben deshalb keinen Platz.
Bewertung: *****
Pingback: Fotoausstellung: Bernd und Hilla Becher - Bergwerke und Hütten | Photowalking Munich