Tim Parks ist ein Weltbürger im besten Sinne. Geboren in Manchester, lebt er heute mit Frau und drei Kindern in Verona und lehrt an der Universität Mailand. Er schreibt für die New York Times, und sein neuester – es ist der 14. – Roman spielt in Indien. Und: Er folgt den Spuren eines Toten, des Anthropologen Albert James.
„Lieber John, seit einiger Zeit werde ich von Träumen geplagt, oder vielleicht sollte ich sagen gesegnet, Träumen von Flüssen und Meeren, Träumen vom Wasser.“ Mit diesem Satz fängt der Brief eines Vaters an seinen Sohn an. Als John Albert ihn bekommt, ist er gerade wieder zurück in London. In Dehli war er bei der Trauerfeier für seinen Vater gewesen.
Der Brief bricht mittendrin ab, wie soll John ihn deuten. Auch bei seiner Mutter Helen kommt er nicht weiter. Die Ärztin lässt ihn kalt abblitzen. Bei seinen Nachforschungen stößt der 24-Jährige auf eine junge Inderin und erfährt Intimes, das ihn ins Unheil stürzt: Die Ehe seiner Eltern, sie war völlig zerrüttet.
Und dann ist da noch ein amerikanischer Journalist, der für ein Buchprojekt mehr erfahren will über den berühmten Wissenschaftler. Doch auch er muss erkennen, dass das Sicherste ist, dass er weiß, dass er nichts weiß. Selbst dessen Ehefrau, mit der er ein Verhältnis anfängt, kann ihm nicht weiterhelfen.
Schauplatz dieser Selbsterfahrungen ist das an fundamentalen Gegensätzen so reiche Indien, eine Gesellschaft, die geprägt ist von der einstigen Kolonialmacht und der eigenen vielfältigen Geschichte. Und so mäandert dieser bilderreiche Roman durch fremde und vertraute Welten, immer auf der Suche nach den Gemeinsamkeiten, nach dem Verständnis dafür, was die Liebe ausmacht.
Merke: Die Wahrheit kennt viele Perspektiven.
Bewertung: *****