„Stabat Mater“, die „schmerzerfüllte Mutter“, das klingt nach tief empfundener Religiösität, nach kargem Leben, nach Traurigkeit und Not. Und genau davon erzählt der in Venedig geborene Tiziano Scarpa, einer der bedeutendsten Gegenwarts-Schriftsteller Italiens.
Cecilia ist ein Waisenmädchen im Venedig des 18. Jahrhunderts. Sie wächst unter Nonnen auf. Ihre Erfüllung findet sie bei virtuosem Geigenspiel. Niemand anderes als der später so berühmte Komponist Antonio Vivaldi schreibt Musik für sie. Er ist in dem 1346 gegründeten Ospedale della Pietà, einem Kloster und Waisenhaus, als Lehrer angestellt.
Und eigentlich geht es natürlich um Vivaldi in diesem Roman, der komponiert ist wie Musik. In Cecilias Wahrnehmung hat Vivaldi fast gottgleiche Bedeutung und dessen Musik eine starke sexuelle Komponente.
Es ist aber auch ein Roman darüber, wie ein junges Mädchen, das nicht mal weiß, was eine Mutter ist, das Leben lernt: Angefangen von der Entdeckung einer gebärenden Frau auf der Latrine bis zu Briefen an die namenlose Mutter.
Manchmal leistet sich Scarpa, der für „Stabat Mater“ mit dem renommierten Premio Stega“ ausgezeichent wurde, zuviel des Guten. Dann wird seine Erzählung kitschig und altklug, dann wieder überrascht er mit klugen Wendungen.
Bewertung: ****
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