20 Jahre nach dem Untergang der DDR dominiert die Verklärung. Statt einer Abrechnung mit dem Unrechtssystem beschränkt sich die mediale Erinnerung auf Film-Grotesken wie „Goodbye Lenin“ und Sonnenallee“ und auf das Phäonmen der Ostalgie. Maxim Leo will hier einen Gegenpunkt setzen, ohne zu verurteilen. Ob das gelingen kann?
Maxim Leo hat 19 Jahre in der Deutschen Demokratischen Republik verbracht. Prägende Jahre. Anschließend studierte der Ostberliner Politik und wurde Redakteur bei der Berliner Zeitung – hoch dekoriert, unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis. „Haltet euer Herz bereit“ ist seine Familiengeschichte.
Sie ist exemplarisch, oder sie soll es sein. Der Großvater war als ehemaliger jüdischer Résistancekämpfer gegen das Dritte Reich überzeugt vom Erfolg des Sozialismus, die Eltern leben den Widerspruch und zweifeln an der demokratischen Legitimation des Regimes. Und Maxim, Jahrgang 1970, wächst in diesem Konflikt auf. Er wird später ein überzeugter Westdeutscher.
Seine Wurzeln verleugnet er aber nicht. Und so soll „Haltet euer Herz bereit“ eine Familiengeschichte sein. Und tatsächlich fügt sie der Auseinandersetzung mit der Deutschen Demokratischen Republik ein weiteres Kapitel bei, das leider bisweilen verharmlosend wirkt, weil es den kollektiven Freiheitsentzug stark vernachlässigt.
Und so ist die Leo’sche Familiengeschichte auch keine wirkliche Geschichtsaufbereitung, sondern eher ein Versuch, am Exempel eine Parabel zu konstruieren. Wahr ist, was beruhigt und gut klingt. Und da passt es gut, dass aus dem überzeuten Parteigänger ein Zweifler wurde und später ein Vorzeige-Wessi („Ich bin ein Spießer“).
Allein am Humor lässt es Maxim fehlen. Witzig ist das Erinnerungsbuch nicht, dafür aber manchmal auf unfreiwillige Weise komisch und verschroben: In Leos Familie prallen die Lebensentwürfe frontal aufeinander. Sie dokumentiert die Hoffnungen in die frühe DDR und das Scheitern nach 40 Jahren. Interessant!
Bewertung: ****
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