80 Jahre, mehr als ein Leben. Es ist der 1. September 1923. Ein Erdbeben ängstigt die Menschen in Japan, als Edison Fromm in der Mojaewüste, wo die Erde auch noch bebt, zur Welt kommt. Zur gleichen Zeit wird in Berlin Siegfried Heinze geboren, dessen Vater noch am selben Tag in einer Schießerei stirbt. Zwei Männer, ein Jahrhundert – eine globale Geschichte erzählt Zähringer quasi im Rückwärtsgang, ausgehend vom Jahr 2003.
Der gelernte Bankkaufmann Norbert Zähringer, Jahrgang 1967, hat ein ehrgeiziges Buch geschrieben. Aber es gelingt ihm mit großer Akribie, die ungezählten Handlungsstränge seiner Geschichte zusammenzuhalten. Nur die Geschichte selbst leidet etwas darunter – aber dazu später.
Edison Frimm wächst in Los Angeles bei seiner alleinerziehenden Mutter, einer Sortierin bei der Post, auf. Der Junge arbeitet als Poolreiniger, kämpft später für die US-Luftwaffe in Europa (wo er nach einem Absturz fast von Siggi Heinze erschossen wird). Er landet im Gefängnis, weil er seinem Vermieter mit einer Bratpfanne geschlag hat. Als er rauskommt, will er von einer Brücke springen.
Siggi, der Sohn eines überzeugten Nazis, der zu einem der ersten „Märtyrer der Bewegung“ wurde, folgt dessen Spuren. Viele Jahre später kommt der Berliner Polizeikommissar Mauser ins Spiel, und der Mord an Siggis Vater lässt sich ebenso wie einige weitere Verbrechen aufklären.
Und dann sind da noch der armenisch-georgische Exilant Bebo und der japaner Koga, und alle sind irgendwie miteinander verknüpft. Menschen, Sachen, es gibt immer wieder eine Verbindung, und Zähringer macht sie deutlich. „Einer von vielen“ gäbe einen gewaltigen Film ab.
Der geheimnisvolle Thomas Pynchon gelangte mit kollossalen Entwürfen wie diesem Weltruhm. Norbert Zähringer wandelt auf seinen Spuren, ohne die erzählerische, sprachliche Klasse zu haben. Manchmal wirken seine Beschreibungen etwas fad.
Trotz dieser Schwächen: „Einer von vielen its bemerkens- und lesenswert.
Bewertung: ****
