Alan Pauls „Die Vergangenheit“, 558 Seiten, 24,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937053;

Wieder geht es um die Liebe. Alan Pauls, ein hierzulande bisher unbekannter argentinischer Autor, hat mit „Die Vergangenheit“ für Furore gesorgt. Der 50-Jährige wird verglichen mit Marcel Proust, der 2003 verstorbene Roberto Boláno („2666“) nannte ihn gar einen „der größten lebenden Autoren Südamerikas“. Zu Recht?

Ja! „Die Vergangenheit“ ist ein komplexes, ein schwieriges, ein sehr lebenskluges und extremes Buch. Liebe ist das Gefühl, was den Mensch zum Menschen macht, sagt Pauls und erzählt die Geschichte von Rimini und Sofia, deren Ehe nach zwölf Jahren endet.

Die Trennung regeln sie wie ein Geschäft, „mit Gewissenhaftigkeit, Fleiß und handwerklicher Genauigkeit„. Aber zwölf Jahre sind eine lange Zeit, und sie sind nicht einfach zu vergessen. Übersetzer Rimini flüchtet sich in die Arbeit, in Affären, in Kokain – aber der Vergangenheit kann er nicht entkommen.

Rimini zeugt ein Kind mit ein anderen – und nun, Jahre nach der Trennung  entfaltet die Liebe zu Sofia ihre zerstörerische Kraft: Sie entführt das Kind der anderen, schneidet ihm eine Haarlocke ab und gibt es zurück. Das vernichtet Riminis Beziehung und in der Konsequenz auch seine Existenz.

Fantastisch, wie furios Pauls mit Sprache umgeht (kongenial übersetzt von Christian Hansen) und in endlos langen Sätzen die inneren Monologe wiedergibt, die Selbstzweifel, den Selbstbetrug und die krankhafte Seite der Liebe greifbar macht.

Große Literatur!

Bewertung: *****


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Lauter Lesenswertes

Die zerstörerische Kraft der Liebe

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