Charles Carillo „Sag bloß Mama nichts davon“, 384 Seiten, 16,95 €, Pendo, ISBN: 3866122292;

Zugegeben, der Titel klingt ziemlich blöd. „Raising Jake“, das Original sagt weit mehr über diesen spannenden und sehr einfühlsam erzählten Vater-Sohn-Konflikt. Und ich kann das beurteilen: Ich habe selber einen Sohn in diesem Alter. Miteinander zu reden müssen wir uns immer wieder schwer erkämpfen.

Im Fall von Samuel Sullivan und seinem Sohn Jake sind es Schicksalsschläge, die die zwei zusammenführen. Doris, Jakes Mutter und Samuels Ex-Frau, ist gerade auf einem Wochenendausflug unterwegs, als der Junge von der Schule fliegt und der Vater seinen Job als Reporter bei einer New Yorker Zeitung verliert.

So richtig überraschend ist für Samuel die Kündigung nicht. Denn seinen Job hat er viele Jahre ohne großen Ehrgeiz gemacht. Seit der Scheidung lebte er mehr oder weniger vor sich hin. Lediglich gelegentliche Affären richteten ihn immer wieder mal auf, und das er einen Sohn hat, merkte er nur, wenn Jake zu Besuch da war.

Das ändert sich nun. Denn die beiden haben nach ihrem Scheitern ein Probelem: Sie müssen herausfinden, wie sie Doris am für sie schadlosesten informieren, und dazu müssen sie, etwas tun, was völlig neu ist für sie: Miteinander reden. Sie vereinbaren zwei Tage lang sämtliche Tabus fallen zu lassen und total offen zu sein.

Was besonders Samuel schwer fällt. Aber dann redet er, von seiner streng katholischen, früh verstorbenen Mutter, von seiner ersten Liebe, einer 30 Jahre älteren Frau. Als die beiden dann noch Samuels Heimatort besuchen, wird dem 17-jährigen Jake immer stärker klar, woher er kommt und wer er ist.

Ein wunderbares Buch, für Mütter, aber gerade auch für Väter. Eine Ermutigung, denn die Konversation zwischen Vater und Sohn ist oft sehr schwierig. Da herrschen Konkurrenzkampf, Überheblichkeit und Sprachlosigkeit. Es geht auch anders, das zeigt dieses Buch. Dazu braucht’s aber auch eines entsprechenden Anstoßes, oder?

Auch der 54-jährige Charles Carillo weiß offenbar, wovon er schreibt. Der New Yorker arbeitete viele Jahre für die „Post“, bevor er mit seiner zweiten Frau nach London zog. Er hat einen 20-jährigen Sohn.

Ein schönes Buch, noch dazu sehr warmherzig erzählt.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Miteinander sprechen ist das Schwierigste

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