Angelika Overath „Flughafenfische“, 176 Seiten, 17,95 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630873077;

Der Flughafen an sich ist ja schon eine Art Mikrokosmos, ein Ort der flüchtigen Begegnung von Menschen und Kulturen, ein Ort, an dem man sich verliert, wie jene real existierenden Menschen, die in den staatenlosen Bereichen stranden. Und nun auch noch ein Aquarium am Flughafen, mit Fischen aus aller Herren Länder, eine Welt im Kleinen in der Welt im Kleinen. Das ist der Berührungsort von „Flughafenfische“.

Angelika Overath ist 52, und „Flughafenfische“ ist ihr viel beachteter zweiter Roman. Er schaffte es sogar auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2009. Zu Recht, denn die Journalistin, Literaturkritikerin und Dozentin ist eine feine Geschichte gelungen. Unspektakulär, aber sehr gefühlig.

Die Wege dreier Menschen kreuzen sich auf dem Flughafen. Da ist die Fotografin Elis, die durch den Transitbereich stromert, auf der Suche nach ihrem Anschlussflug, in Wirklichkeit aber hat sie ihr Leben verloren. Ein riesiges 200.000-Liter-Meerwasser-Aquarium in der Abfertigungshalle erregt ihre Aufmerksamkeit – und der Mann, der dafür zuständig ist, Tobias.

Sie kommen ins Gespräch. Er spricht über Fische, um die Vaterschaft von Seepferdchen und um die Fortpflanzung von Korallen, sie über ihre Reisen und über eine geplatzte Beziehung zu einem Piloten.

Im Wechsel erzählen die beiden und dazwischen meldet sich noch ein dritter Protagonist, ein älterer Wissenschaftler. Er sitzt ebenfalls in einem Glaskasten, dem für Raucher, und er siniert über seine soeben zu Ende gegangene Ehe. Alkohol soll ihm über den Schmerz helfen.

Er steht am Ende, aus dem irgendwie ein Neuanfang erwachsen soll – wie bei Elis und Tobias. Der Flughafen-Transit steht hier für den Wandel, für das Kommen und Gehen. In stillen Tönen zieht Overarth die Lebenslinien dreier ganz normaler Leute nach.

Eine wunderbare Geschichte über Liebe und Veränderung.

Bewertung: *****


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