Johannes Martini „Parallelaktion“, 200 Seiten, 17,90 €, Plöttner, ISBN: 978-3938442647;

Berlin ist ein „Schlachtfeld“ heißt es einmal. Und wenn Kokaindealer Hermann über die Schönhauser Allee „rast“, dann fühlt man sich an New York erinnert oder an San Franzisco. Aber inzwischen ist die deutsche Hauptstadt eben auch Weltstadt, und das gilt auch für das Verbrechen, wie diese rasante an ein Film-Drehbuch erinnernde Geschichte deutlich macht.

Hermann, der Ich-Erzähler ist Berlins erster „Kokainexpress“, ein Dealer, der die Stadt kennt wie seine Westentasche. Versehentlich bringt er seine Stammkundin und Geliebte Lydia Sonntag um. Die hatte sich – wie Martini sie in Rückblenden erzählen lässt – auf der Spur einer heißen Geschichte befunden, wie sie der Nicht-Berliner für typisch für berlin hält.

Es geht um Koks und Erpressung, um Filmproduzenten, Regisseure und ein Filmsternchen, um Obsession und Dummheit. Und dieses Berliner Allerlei wird in einem Höllentempo runtergespult, so schnell, das der Leser leicht die Übersicht verliert.

Das macht den Einstieg in die Geschichte nicht gerade leicht und erschwert auch die Orientierung, denn um bei den Schauplätzen und den Straßen, auf denen Hermann und Lydia unterwegs sind beziehungsweise waren, dabei zu bleiben, muss man entweder Berliner Taxifahrer sein oder einen Stadtplan zur Hand haben.

Die Geschichte selbst ist konsequent durchkonstruiert, wirkt allerdings oft auch so. Dabei bleiben die Charaktere, so sie denn am Ende überhaupt noch leben, etwas blass. Nur soviel: Es geht um die Debatte um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Warum es darum geht, bleibt unklar.

Eine Kojak-Geschichte ohne Kommissar, geschrieben von einem in Freiburg gebürtigen und in  Frankfurt praktizierenden Psychiater und Neurobiologen. Berliner Ortskenntnisse hat Martini  sich in seiner Studienzeit erworben, bestimmt hat er als Hermann Taxifahrer gejobbt.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Ein Kojak in Berlin, nur der Kommissar fehlt

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