Steven Carroll „Die Zeit, die wir uns nahmen“, 364 Seiten, 22 €, Liebeskind, ISBN: 978-3935890588;

Eigentlich passiert nicht wirklich viel in diesem Roman. Es geschieht ja auch nicht viel im Leben von Mrs. Webster, von Vic und Rita und ihrem erwachsenen Sohn Michael. Aber genau das macht den Reiz dieser eindringlich und poetisch-kraftvoll erzählten Familiengeschichte aus, deren eigenständiger dritter Teil dies ist. Und, aufgemerkt: In Australien lebt’s sich auch nicht besser als bei uns.

Zeit ist, wie schon in den beiden voran gegangenen Bänden dieser Familiengeschichte („Die Kunst des Lokomotivführens“, „Die Gabe der Geschwindigkeit“) das wesentliche Thema dieses Romans. Der Roman fließt dahin voller Gelassenheit, ganz gleich wie überfordert von ihren eigenen Geschichten die handelnden Personen sind.

20 Jahre ist es her, dass Vic und Rita mit ihrem Sohn Michael in einen dieser uniformen Vororte von Melbourne gezogen sind. Inzwischen ist es 1970. Die Ehe von Vic und Rita ist längst zerbrochen. Vic säuft, Rita ist einsam, und ihr Sohn Michael ist Lehrer geworden und erlebt seinerseits das Zerbrechen der Liebe.

In einer Art Parallelhandlung geht es um den Unfalltod des Mr. Webster, über den seine Frau nie hinwegkam. Es geht um Michaels Freund Mulligan, der anlässlich des 100. Geburtstags des Melbourner Vororts in einem Wandgemälde dessen Geschichte darstellen soll – auch in diesem Akt spießbürgerlicher Großmannssucht zeigen sich die Parallelen der neuen Welt und des alten Europas.

Ein schönes Buch, das mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient hätte, ebenso wie der kleine, aber feine Münchner Verlag mit dem schönen Namen Liebeskind.

Bewertung: *****


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Lauter Lesenswertes

Die verlorenen Illusionen in der Vorstadt

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