C. G. Jung „Das rote Buch“, 404 Seiten, 168 €, Patmos, ISBN: 978-3491421325;

Dies ist kein gewöhnliches Buch. Es ist das Dokument eines der faszinierendsten Experimente unserer Gesellschaft, ein Mammutprojekt, das es eigentlich nicht geben sollte. Denn Carl Gustav Jung (1875-1961) hatte verfügt, dass „Das Rote Buch“ niemals veröffentlicht werden sollte. Erst im Jahr 2000 erklärten sich die Erben Jungs einverstanden mit der Veröffentlichung.

„Das Rote Buch“ ist nichts anderes als das Tagebuch des berühmten Tiefenpsychologen C. G. Jung.   Über viele Jahre hielt der Schweizer darin seine Träume, Visionen und Fantasien fest – in überaus kunstvollen bunten Bildern und Zeichnungen und in einer wunderschönen Handschrift mit kalligrafischen Elementen – es erinnert an eine mittelalterliche Handschrift.

„Auseinandersetzung mit dem Unbewussten“ nannte Jung seine Aufzeichnungen. Womöglich  veröffentlichte er das Buch deshalb nicht, weil es ihm zu persönlich, zu wenig wissenschaftlich erschien. Das zeigt sich auch in der Sprache des „Roten Buches“. Sie entspricht durch ihre historischen, philosophischen und religiösen Verweise gar nicht Jungs sonstiger Beschränkung auf die strikte Ratio.

16 Jahre schrieb Jung an diesem Werk. Die Erkenntnisse gingen direkt in seine Forschungen ein. Ohne Kenntnis seiner Gesammelten Werke ist der prachtvoll ausgestattete, in rotes Leder gebundene Band im Format 30 auf 40 Zentimeter, knapp vier Kilogramm schwer, allerdings nicht verständlich. Der Preis von 168 Euro wirkte offenbar auf echte Fans nicht abschreckend: Die erste Auflage ist bereits vergriffen, der Nachdruck laut Verlag ab Mitte Januar erhältlich.

Es ist kein Buch, das man einfach so durchliest, eher eins in das man hineinblättert oder mit dem arbeitet, Seite für Seite. Es offeriert die tiefe Gläubigkeit eines Wissenschaftlers, der seit der Lektüre Nietzsches nicht an Gott glaubt. Es geht um die Vielfältigkeit des Ichs. „Ich bin viele“, wie man heute leichthin sagt, war damals noch kein Thema.

„Das Rote Buch“ ist eines der wichtigsten Bücher des 20. Jahrhunderts, wie man oft liest. Es ist Zeugnis einer vergangenen Epoche, dessen Weitblick bis heute wirkt.

Bewertung: ****

 

Eine Empfehlung: http://www.wir-im-gespräch.de/

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Lauter Lesenswertes

C. G. Jungs geheime Träume und Visionen

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