Terézia Mora „Der einzige Mann auf dem Kontinent“, 384 Seiten, 21,95 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630872711;
Wir haben’s ja mit diesen Durchschnittsmenschen, mit jenen, die so sind, wie Du und ich, in denen wir uns wiederfinden können und uns – am Ende eines Buches – sagen können: Gottseidank, dass es mir nicht so geht? Damit sind wir schon mittendrin bei Darius, Anfang 40, ab sofort „der einzige Mann auf dem Kontinent“.
Klingt geheimnisvoll, ist es aber nicht, denn der Computerexperte ist Vertreter einer amerikanischen Firma für drahtlose Netzwerke und zuständig für Europa, als einziger, wie schon der Buchtitel zeigt. Und er ist ein Versager, so wie so viele von uns.
Sein Gewicht hat er nicht im Griff, er leidet an Asthma, die Ehe mit Flora ist routiniert – immer noch Sex, wenig gemeinsame Interessen – und die Geschäfte laufen nicht gerade optimal. Darius, so heißt unser in der DDR aufgewachsene Held, leidet schwer unter dem Verlust jeglicher Art von Sicherheiten, denn in Wirklichkeit ist seine Ehe längst schwer in Gefahr und der Job natürlich auch. „Essen, Trinken, Internet. Das mich nährt, informiert, amüsiert.“
Eine Woche nur begleitet Terézia Mora unseren Mann, den technisch versierten Gelegenheitstypen, dem ein armenischer Geschäftspartner 40.000 Dollar in die Hand drückt – was viel zu wenig ist um die Rechnung zu begleichen und genug, um in Versuchung zu kommen.
Irgendwie gerät die Welt aus den Fugen. Die Vorgesetzten melden sich nicht mehr, sie reagieren weder auf Anrufe noch auf Mails. Einen Arbeitsvertrag vermisst Darius immer noch und dann ist da noch die schlechte Auftragslage – genug, das Darius den Boden unter den Füßen verliert und seine globalisierte Existenz ebenso wie die private ins Leere läuft.
Aber da ist ja immer noch die labile, suizidgefährdete Flora. Die Liebe zu ihr ist Darius Rettungsanker. Am Ende aber… Ach, lest selbst.
Terézia Mora, gebürtige Ungarin, erzählt eine einfache und darum sehr faszinierende Geschichte in einer klaren Struktur: Wochentag für Wochentag, Tag und Nacht. Spannung erzeugt nicht nur die Geschichte, sondern auch der ständige Wechsel zwischen Darius Handeln und seinem Denken und dem, was er glaubt, das andere denken. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.
Eine unbedingte Leseempfehlung!
Bewertung: *****