Die Deutsche Verlagsanstalt oder in diesem Fall Manesse entdecken die amerikanischen Klassiker: Nach Richard Yates nun auch Thomas Wolfe – in einer neuen Übersetzung. „Schau heimwärts Engel“ vermittelt viel, allzu viel von dem amerikanischen Selbstbewusstsein, das das Land selbst in der Wirtschaftskrise prägt.
„Rauschhaft“, „ganz großes Kino“, „üppige Bildersprache“, „phänomenal“ – die Reaktionen der Literaturkritik auf Irma Wehrlis Neuübersetzung des 1929 erschienenen Epos‘ sind geradezu euphorisch. Nun, ohne das Original oder die Erstübersetzung zu kennen, auch finde „Schau heimwärts, Engel“ einfach nur klasse.
Es ist die Geschichte einer Kindheit in der amerikanischen Depression: Euugene Grant, Sohn eines jährzornigen Alkoholikers, die Mutter ebenfalls gefühlsgestört. Der Verzicht auf Zuwendung und Gewalt als Erziehungsprinzipen, da fallen mir die James-Dean-Filme und 60er Jahre Klassiker wie „Saat der Gewalt“ ein.
So einfach zusammengefasst, so komplex ist die Geschichte. Das Originalmanuskript hatte mehrere tausend Seiten, bevor es gekürzt und gestrafft wurde. Breit wie der Mississippi fließt die Familiengeschichte der Grants – brutal und direkt: Sinnbild für das junge Amerika, noch bevor es zur Weltmacht aufstieg.
Vieles, was die USA heute schneller als andere aus der selbst verursachten Wirtschaftskrise hinausführt, wird hier schon klar: Die Wandlungsfähigkeit und die Energie dieser Einwanderergesellschaft, aber auch die Arroganz und die Rückständigkeit.
Zum besseren Verständnis hat die Übersetzerin die Geschichte kommentiert und Klaus Modick ein Nachwort geschrieben, in dem er Autor Wolfe und die Geschichte in den Kontext stellt. Für uns Nachgeborene ist das ganz hilfreich.
Lesenswert!
Bewertung: ****
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