Marcus Jauer (Hrsg.) „24h Berlin – Ein Tag im Leben“, 526 Seiten (Fotos) und 92 Seiten (Texte), 24 €, Steidl, ISBN: 978-3865219756;
„24h Berlin“ ist ein bisher einzigartiges crossmediales Projekt. Ein Tag im Leben der deutschen Hauptstadt: Der Fernsehsender Arte strahlte am 5. September 24 Stunden in Echtzeit aus, die exakt ein Jahr zuvor mit 80 Drehteams aufgenommen wurden. Begleitet wurde das dreijährige Mammutprojekt von einer Website. Und der renommierte Steidl-Verlag liefert dazu nun ein voluminöses Fotobuch und einen Band mit Essays, das Lesebuch – crossmedial eben.
Medien aus der ganzen Bundesrepublik feierten das Filmprojekt, das von Regisseuren wie Rosa von Praunheim, Andreas Veiel und Ronuald Kamarkar mit dreijähriger Vorbereitungszeit umgesetzt wurde.
„24h Berlin“ ist ein hauptstadtwürdiges Projekt. Aber eigentlich ist es unmöglich, das Leben einer Millionenstadt einzufangen. Das sieht auch Marcus Jauer so, der Herausgeber des Fotobuchs. „Dieses Buch versucht etwas, das eigentlich unmöglich ist“, schreibt er in seinem Vorwort.
Und so versuchen die 36 beteiligten Fotografen der Agentur Ostkreuz auch gar nicht Zeitstrecken einzufangen, es geht um Momente: „So ist es gewesen, so haben wir gelebt.“ Das Experiment gelingt eindrucksvoll. Die Fotografien ergeben ein Raster aus Zeit und Raum, das über die Stadt gelegt wird und ein Gesamtbild ergibt.
Noch fragmentartiger sind die Aufsätze der 15 Autoren des Lesebuchs. Sie sind ohne inhaltliche Vorgaben durch die Bezirke geschweift. Ihre Beobachtungen ergeben ein ebenso bilderreiches Porträt der Stadt wie die der Fotografen.
Alles zusammen – Fotos, Texte, Filme und Internetdarstellung – ergeben das Psychogramm der wichtigsten und quirligsten deutschen Stadt. Wer Arte versäumt hat, sollte sich das Fotobuch nicht entgehen lassen.
Bewertung: ****
