Zu den Dingen, die ich mir nie vorstellen konnte, war, dass und, wenn überhaupt, wie meine Eltern Liebe machen. Die öffentliche Darstellung von Sex im Alter war in unserer jugendverliebten Gesellschaft bis vor ein paar Jahren ein Tabu. Dann kam Andreas Dresen.
Aber nicht um den Filmemacher Dresen geht’s hier, der voriges Jahr mit „Wolke 9“ ein berührendes Meisterwerk über eine Liebe zweier alter Menschen herausbrachte, sondern um ein fotografisches Projekt.
Die junge Frau zeigt wunderbare, fast poetische Bilder älterer Paare. Sie stellt sie in aller ihrer altersbedingten Unzulänglichkeit dar und zeigt sie in all ihrer würdevollen Schönheit. Daran ist nichts Voyeuristisches, Pronografisches, sondern einzig viel Kraft und aus Liebe.
Katrin Trautner, 28, studierte bis 2008 Fotografie in Bielefeld. „Morgenliebe“ ist ihre Abschlussarbeit. Nicht nur, dass sie als Buch veröffentlicht wurde, die Hamburgerin gewann damit auch den Wettbewerb „Gute Aussichten“ und stellte seither in Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Washington aus.
Auch wenn Katrin Trautner nicht die erste Fotografin ist, die die Erotik des Alters darstellt, sie ist die, die am weitesten geht. Und es ist ihr gelungen, das Vertrauen ihrer „Objekte“ zu gewinnen. Die Lust des Alters, keine Last.
Hilde und Heinz, Erika, Susi und wie sie alles heißen, haben sich nur vor der Kamera ausgezogen, sie zeigen Liebesposen und -akte, die sie Überwindung gekostet haben müssen. Und das ist die eigentliche Stärke dieses erstaunlichen Bildbands.
Bewertung: *****
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