Was gibt es Schlimmeres im Leben als der Tod des eigenen Kindes? Chiara ist fünf Jahre alt, als ihre Eltern die Diagnose erfahren: Ein inoperabler Hirntumor, sieht hat nur noch ein paar Monate zu leben. Die Fotografin Elisabeth Zahnd Legnazzi hat das Sterben ihrer Tochter dokumentiert – in bewegenden Bildern. Der Tod als Ode ans Leben.
„Eine Reise ans Licht“ heißt der poetisch klingende Untertitel dieses beeindruckenden Bildbands. Dieser Euphemismus ist ein Trost, nein, er ist gelebte Trauerarbeit. Und er dokumentiert Chiaras letzten Gang. Je weiter das Leiden fortschreitet, umso lebendiger erscheint das Kind in seiner fast durchscheinenden Zartheit.
Die meisten Fotos machte Elisabeth Zahnd Legnazzi, wenn ihre Tochter schlief. Mit fortschreitendem Sterben erblindete Chiara, ihre Umwelt existierte nicht mehr, nur noch die Liebe der Mutter, die deren Bilder dokumentieren. Niemals wirken sie voyeuristisch, nicht einmal erschreckend. Es ist der Übergang in eine andere Existenz.
Der fotografierte Tod ist ein doppelter, schrieb die Süddeutsche Zeitung über dieses Buch. Und doch haben die über 50 Bilder etwas tröstliches, etwas sehr, sehr berührendes, oder wie der Autor Thomas Macho schreibt:
„Im Übergang zwischen Schlafen und Wachen scheint Chiara nicht zu sehen, dass sie gesehen und fotografiert wird; umgekehrt scheint sie ihrerseits zu sehen, was die Fotografin gar nicht sehen kann. Auf diese Weise entzieht sich das Gesicht des Kindes jeder Verführung zur Pose; es avanciert zum ‚Nicht-Porträt.’“
Sechs Monate dauerte das Sterben des kleinen Mädchens. Acht Jahre nahm sich Elisabeth Zahnd Legnazzi Zeit für ihr Buch. „Ich denke, sie wusste, dass sie sterben würde“, schreibt sie über ihre Tochter. „Sie wollte auch nicht, dass ich ihr neue Schuhe kaufe. Sie wollte gar keine Schuhe mehr.“
Alles andere zeigen die eindrucksvollen Bilder.
Bewertung: *****
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