Was für ein ambitioniertes Vorhaben: Ein ganzes Jahrhundert in einen Roman zu packen. Der 71-jährige Schweizer Ernst Halter zieht in „Jahrhundertschnee“ eine Art Lebensbilanz. Der so genannte Roman kommt ohne durchgehende Handlung aus und versucht collagenartig eine Ära zu umfassen. Geschmackssache!
„Jahrhundertschnee“ ist eine Sammlung kleiner Episoden, „Short Cuts“, wie sie der Verlag nennt. Die Perspektive ist immer die des im Aargau lebenden Halters, die Einsichten über das Leben und die Gesellschaft reflektieren dessen Lebenseinstellungen – undichterisch, aber meistens sehr klug.
Erst waren da die Bauern, die hart arbeiten mussten, um zu überleben. Mit der Industrialisierung reduzierte sich die Armut. Doch dann brachen zwei Weltkriege aus. Selbst als neutrales Land blieb die Schweiz nicht verschont. Dann die Neuordnung Europas, später industrielle Katastrophen wie Tschernobyl und Seveso.
In 70 Kapiteln erzählt Halter das vergangene Jahrhundert, Geschichten, die keinen Bezug miteinander haben und doch ein großes Ganzes ergeben – die Schweizer Perspektive. Und die macht Halters Experiment so lesenswert.
Bewertung: ****
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