Die Lösung liegt in der U-Bahn

John Wray „Retter der Welt“, 347 Seiten, 19,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498073626;

retterderwelt

Schon der Titel klingt paranoid. Retter der Welt, wie ist das möglich. Und in der Tat, die Hauptfigur dieses ebenso rasanten wie amüsanten Romans ist psychisch krank. Paraniode Schizophrenie lautet die Diagnose für William Heller, alias „Lowboy“, der einen Tag vor seinem 17. Geburtstag aus einer New Yorker Klinik abhaut, um die Klimakatastrophe zu verhindern.

Einen Knall haben alle, die in diesem fulminanten Roman eine Rolle spielen, ob nun Lowboy, der angeblich seine Freundin vor die U-Bahn stieß, oder sein Verfolger, der auf vermisste Personen spezialisierte Polizist Ali Lateef, dessen bürgerlicher Name Rufus Lamarck White lautet, und auch Lowboys Mutter Violet, die die Suche nach ihrem Sohn in der New Yorker U-Bahn-Unterwelt unterstützt.

Weil Lowboy seine Medikamente nicht einnimmt, erleben wir seine Umgebung aus einer kranken Perspektive. „Um ihn herum Zeichen, nichts war ohne Bedeutung“, so nimmt er die Subway-Tunnel wahr. Um die Welt zu retten, hat der Knabe eine Mission, die ihn vollkommen überfordert: Sex mit einem Mädchen, unbedingt!

Selbst Lateef lässt sich von Lowboys Mission mitreißen: „Er spürte jetzt immer stärker den bedrückenden Zugriff des Tunnels, seine Macht, der er sich nicht entziehen konnte. Vielleicht liegt es daran, dachte er. Wir haben hier nichts mitzureden.“

John Wrays Roman ist wie eine Achternahnfahrt, rasant, unaufhaltsam, verstörend. Was krank ist, erscheint normal, was normal ist, paranoid.

Der Autor, Sohn einer Österreicherin und eines Amerikaners, beide Onkologen, schrieb einen mitreißenden Roman, keine schöne, eher eine verstörende Geschichte – aber immer faszinierend.

Bewertung: *****


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