Alles an diesem Roman ist gelungen: Die Geschichte (eine junge Frau und ihre Liebhaber), der Ort der Handlung (Wien, wo es am österreichischsten ist), die Sprache (bunt und voller Schmäh) und dann noch der Einband (ein beeindruckendes Reptilienauge). Kein Wunder, dass Verena Roßbacher für die Abschlussarbeit am Leipziger Literaturinstitut die Note „Sehr gut“ bekam.
Die Heldin dieser Anti-Liebesgeschichte heißt Klara Roth oder Grün (ihr Vater wechselt gerne Namen). Und nachdem dieser Vater, ein rechter Hallodri, als erste Liebe der Tochter die Maßstäbe setzt, greift sie bei den Männern immer wieder daneben: „Die großen Liebesgeschichten sind vorbei.“
Ausgangspunkt ist das Kaffeehaus Neugröschl, in dem die junge, verführerische Studentin Klara als Aushilfskellnerin arbeitet und allerlei Männer kennenlernt, Wien – wie man es zu kennen glaubt. Erinnert Ihr Euch noch an Kottan?
Klaras Geschichten werden immer aus der Perspektive der Männer erzählt, allesamt reichlich obskure Gestalten, ob nun der Gärtner Valentin, der schnell langweilig wird, oder der Steinesammler und Florist Alexander, oder der Barpianist Konrad oder der Dirigent Theo … Jeder ist anders, anders verrückt (Und keiner passt Klaras Vater, natürlich nicht).
Die 30-jährige Verena Roßbacher, geboren in Vorarlberg, trifft genau jenen Ton des fröhlich-anarchischen, der Lust am Untergang, der doch nie eintrifft. Amüsant liest sich das bei aller Derbheit, die diesen wunderbaren Roman auch auszeichnet. Dass manche sprachliche Pirouette eine zu viel sein könnte, ist der Lust am Fabulieren geschuldet.
Das hat Roßbacher mit ihren Lieblingsvorbildern gemein. Ob nun Friedrich Torberg mit seiner „Tante Jolesch“ oder Heimito von Doderer – Österreichs verkanntestes Genie. Von dem Dichter der „Strudlhofstiege“ kupferte sich Roßbacher übrigens das Motiv des Drachen: „Wer dem Drachen ins Auge blickt, der begegnet sich selbst.“
Bewertung: *****
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