Assaf Gavron „Hydromania“, 285 Seiten, 9 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630621562;

Ein interessantes Szenario: Wasser, genauer: Trinkwasser, ist der weltbestimmende Faktor geworden im Jahr 2067, in dem der israelische Autor Assaf Gavron seinen kleinen, aber feinen Roman angesiedelt hat. Gavron hat nicht die Brillianz eines William Gibson, und auch an der Spannung hapert es bisweilen, faszinierend in ihrer Bedrohlichkeit ist indes die Gesellschaftsutopie. Israel, Schauplatz des Romans,  ist durch palästinensische Kriege zusammengeschrumpft auf die Stadt Cäsarea nebst Umland. Nicht Staaten haben das Sagen, sondern drei weltbeherrschende Konzerne aus China, Japan und der Ukraine, die Macht haben über das verfügbare Trinkwasser und dessen Verteilung.Die USA und Europa sind in ihrer Bedeutung auf Regionalmacht-Status geschrumpft.

Die Menschen sind dank in die Haut transplantierter Chips und kommunikationsfähiger Brillen nicht nur bis ins letzte vernetzt. Sie stehen auch auf eine schwer erträgliche  Weise unter permanenter staatlicher Beobachtung und Kontrolle.

Die Menschen sind arm und rechtlos. Eine Bürgergesellschaft gibt es nicht mehr. Und auch die Natur ist, zumindest im Nahen Osten, weitgehend zerstört – und kann wegen des fehlenden beziehungsweise viel zu teuren Wassers nicht wiederhergestellt werden. Dafür ist der öffentliche Nahverkehr gratis verfügbar.

Eine scheußliche Vision einer ums Überleben kämpfenden Menschheit, die Assaf Gavron hier sehr exakt und plausibel entwickelt. Dass diese Dystopie nur der Rahmen ist für eine Liebesgeschichte oder besser noch für die Emanzipation einer engagierten Frau und Mutter, sei dem Autor verziehen.

Er baut noch dazu eine fantasievolle Brücke in unsere Zeit durch den zum Zeitpunkt des Romans 99-jährigen Assafdschi, unverkennbar das Alter Ego Gavrons. Mit Erinnerungen und Gedichten schildert er die Eckpunkte der gesellschaftlichen Umbrüche bis 2067.

Egal, ob Krimi, Liebesgeschichte, Thriller oder Science Fiction oder gar eine Parabel über den Widerstand gegen das Übermächtige – Gavrons Utopie hat mich gepackt.

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Wer das Wasser hat, hat die Macht

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