Stephanie U. Bart „Goodbye Bismarck“, 200 Seiten, 17,90 €, Plöttner. ISBN: 978-3938442623;
Zwei alternde Linke, die noch einmal eine Aktion starten wollen, ein zwischen Pflichtbewusstsein und subversiver Kunst schwankender Amtsleiter sowie ein paar spießige Polizisten und sonstige Hamburger Bürger, aus diesen Ingridenzien ist der Erstling der in Berlin lebenden Autorin SU Bart gestrickt.
Die eigentliche Geschichte passt in eine Polizeimeldung: Am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober 1990, wird der Kopf des 35 Meter hohen Bismarck-Denkmals in Hamburg St. Pauli mit einer Karikatur von Helmut Kohl verhüllt – der eine schuf 1871 die Einheit des Deutschen Reichs, der andere war für die Wiedervereinigung 1990 zuständig.
Die Entfernung der Verhüllung dauert zehn Tage, aus mehreren Gründen: Die Feuerwehrleiter ist zu kurz, die Hubschrauberpiloten üben sich in Verweigerung, und Spezialisten stehen nicht sofort zur Verfügung.
Basierend auf einer wahren Begebenheit hat die geborene Esslingerin die 200-Seiten-Geschichte erzählt. Spannung will sie für die etwas dünne Geschichte erzeugen, indem sie zwei Handlungsstränge konstruiert und mit vielen Rückblenden arbeitet.
Zwischen den potenziellen „Attentätern“ und der staatlichen Seite werden flugs noch ein paar menschliche Beziehungen hergestellt – die aber für die eigentliche Geschichte unwichtig sind. Eine überraschende Pointe am Schluss gibt dem Roman aber noch so etwas wie eine interessante Wendung.
Über die Schwächen des Romans hilft dies nicht hinweg. Die eigentliche Geschichte ist viel zu dünn und vorhersehbar, um über 200 Seiten Spannung zu erzeugen. Die Charaktere sind dünn und genügen allen möglichen Klischees. Viel zu viele Personen werden benannt und anskizziert, obwohl sie für die Geschichte keine Rolle spielen. Das verwirrt und bremst den Fluss.
Und wirklich komisch fand ich den Roman auch nicht. Dabei bemüht sich Bart um Selbstironie für ihre Protagonisten. Sie versucht deren widerstreitende Gefühle darzustellen und nebenbei ganz typisch deutsche Biografien aufzurollen. Dabei hatte ich allerdings das Gefühl, dass Bart vor dem eigentlichen Schreiben den Lebenslauf jeweils konstruierte und ihn hernach Punkt für Punkt abarbeitete.
Aber es ist tatsächlich nicht die – durchaus ausbaufähige – Sprache, an der Bart gescheitert ist, sondern der viel zu banale Plot. Weniger wäre mehr gewesen – vielleicht eine Kurzgeschichte über den verkohlten Bismarck.
Bewertung: **
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