Helen Garner „Das Zimmer“, 192 Seiten, 18 €, Berlin, ISBN: 978-3827008336;

Am Ende des Lebens sind wir alle allein, oder doch nicht? Die 66-jährige australische Schriftstellerin hat in dem verharmlosend „Das Zimmer“ getitelten Roman eine selbst erlebte Geschichte vom Sterben einer Freundin eindrucksvoll verarbeitet.

Die Schriftstellerin Nikola aus Sydney, mit ihrem Krebs dem Tode geweiht, schulmedizinisch austherapiert, will drei Wochen bei ihrer Freundin Helen in Melbourne verbringen, um sich einer obskuren Alternativtherapie zu unterziehen.

Helen richtet für die alte, einstmals bewunderte Freundin das (Gäste-)Zimmer her und denkt dabei an alles: Das Bett in Nord-Süd-Richtung ausgebreitet, rosa Bettwäsche, weil lebensbejahend, und vegetarische Kost – so wie es die kinderlose, esoterisch angehauchte Nikola schätzt.

Doch als Helen seht, wie sich die Freundin bei dem medizinischen Scharlatan buchstäblich vergeudet, wie sie ich an Hoffnungen klammert, die es nicht gibt, empfindet sie in all dieser Trauer eine gehörige Wut.

Garner schreibt mit der Abgeklärtheit einer lebenserfahrenen Frau und mit dem Humor von jemandem, der schon viel ertragen musste. Das macht den Roman trotz seiner tieftraurigen Handlung zu einem Gewinn für die Leser.

Auch am Ende dieser zärtlich-klaren Geschichte steht nicht der Tod: Für die letzte Reise Nikolas steht Helen nicht mehr zur Verfügung: „Meine Fürsorge endete hier, ich übergab sie anderen.“

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Warum für Trauer auch Wut nötig ist

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