Jorge Volpi „Zeit der Asche“, 510 Seiten, 24,90 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937015;
Ein Bildungsroman im klassischen Sinne: Drei Frauen, drei Schicksale, ein Jahrhundert – immer wieder auferstanden aus der Asche. Jorge Volpi, ein mexikanischer Intellektueller, hat einen Jahrhundertroman mit kleinen Schwächen geschrieben.
Das 20. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Katastrophen und der Wiederaufstiege: Zwei weltumspannende Kriege, Tschernobyl, Börsencrashs, der Fall der Mauer, die Entschlüsselung des menschlichen Genoms, Aufstieg und Fall des sozialistischen Sowjetreichs.
All dies lässt Volpi in den Schicksalen von drei Frauen widerspiegeln: Die Amerikanerin Jennifer, als eine der führenden Mitarbeiterinnen des Weltwirtschaftsfonds überall dort, wo’s gerade brennt, die manisch-geniale Eva, eine Ungarin, die in den Westen geflohen ist und dort am Genomprojekt mitarbeitet, und die Russin Irina, die Tschernobyl am eigenen Leib erfährt und die es nicht wahrhaben will, dass ihre Tochter tot ist.
Ein weltumspannendes Werk hat Volpi da geschaffen, eine Sinfonie des Scheiterns der Ideologien und des Niedergangs der Menschlichkeit in einer technokratischen, globalisierten Welt.
Der mexikanische Autor, den Altmeister Garcia-Marquez mal rühmte, als den einzigen Schriftsteller, „der besser ist als ich“, springt in den Zeiten, zwischen den Katastrophen und zieht mit analytischer Schäre kühn erscheinende Schlussfolgerungen. Fast möchte man meinen, er habe die aktuelle Wirtschaftskrise genau kommen sehen.
Dem „totalen Roman“ (Volpi) fehlt bei aller Brillianz aber leider die Emotion.
Bewertung: ****
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