Ein dicker Wälzer, aber ich habe keine Seite bereut. Wally Lamb hat eine faszinierende Geschichte gestrickt um Colombine, die „Mutter“ aller Schüler-Amokläufe, eine Geschichte voller Verstrickungen, dunkler Abgründe, für die die ungeheuerlichen Vorgänge an der Highschool in Littleton/Colorado lediglich die Fassade darstellen.
Von der Ostküste in die Provinz, Caelum und seine Frau Maureen versuchen ihr belastetes Eheleben wieder in ruhige Bahnen zu lenken. Der Amoklauf, den die an der Colombine-Highschool tätige Maureen in einem Schrank versteckt überlebt, wirft die Lehrerin völlig aus der Bahn.
Als sie im Medikamentendusel einen Jungen überfährt und ins Gefängnis muss, brechen auch die dunklen Seiten von Caelum wieder auf, jene familiären Verstrickungen, denen er mit Hilfe sein Tante immer wieder entweichen konnte. Die innere Auseinandersetzung treibt ihn an den Rand seiner Existenz.
Ihr Trauma als Überlebende und sein familiäres greifen schicksalshaft ineinander. Die entscheidende Frage für Maureen lautet: Wie finde ich, oder kann ich überhaupt nach dem Grauen des Mordens und Metzelns an der Schule in ein normales Leben zurückfinden?
Wally Lamb konfrontiert uns mit all dem Schmerz, all den verdrängten Ängsten, die durch ein solches Ereignis aufgewühlt werden und erzählt eine Geschichte, die dann spannend wird, als das Thema längst aus den Schlagzeilen verschwunden und die Opfer sich selbst überlassen sind – ähnlich wie Soldaten nach der Rückkehr aus einem Krieg.
Wally Lambs Figuren sind Menschen wie Du und ich, aber gerade das macht diese „Tour de Force“, wie der Verlag es nennt, so spannend und kurzweilig.
Große Literatur!
Bewertung: *****
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