Szilárd Rubin „Kurze Geschichte von der ewigen Liebe“, 220 Seiten, 17,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3871346316;

Ist so ein Leben vollendet oder eher ein Albtraum? Attila und Orsolya sind sich aufs Innigste verbunden. Mal sind sie zusammen, mal getrennt, mal verheiratet, mal geschieden, mal in inniger Liebe, mal voller Hass aufeinander. Szilárd Rubins 1963 erstmals erschienener Roman gilt, obwohl Jahrzehnte lang nicht erhältlich, als eines der wichtigsten Sittengemälde des Nachkriegs-Ungarn.

„Hast Du einen Ungarn zum Freund, brauchst Du keinen Feind“, heißt ein in vielen Varianten bekanntes Sprichtwort. Und in der Tat: Die Art und Weise, wie Orsi von Attila gequält wird, ist von tiefer Leidenschaft geprägt – einer in fatale Zerstörungswut gewandelten Liebe. Und Orsi? Ihre Stärke lässt sie erdulden, dann wird daraus Mitgefühl und zum Schluss Ablehnung – was auch sonst?

Das ist die eine Geschichte, die dieser Roman erzählt, die andere ist die der verpassten Chancen im Ungarn nach der kommunistischen Wende. Obwohl Attila, der Dichter, der aus kleinen Verhältnissen stammt, in dieser Gesellschaft der Gleichen beste Chancen hätte, steht ihm sein fehlendes Selbstbewusstsein im Wege. Und Orsolya, großbürgerlicher Herkunft mit deutscher Vergangenheit, findet sich auch in dieser neuen Gesellschaft besser zurecht.

Die großen Tragödien des vergangenen Jahrhunderts hat Rubin in diesen wirklich „kurzen“ Roman hineingepackt: Faschismus und Stalinismus, die Verfolgung von Juden, Sinti und Roma, Krieg und Hunger. Auch wenn der Krieg und die Wirren danach alles umgekrempelt haben, Orsi nun eigentlich nach dem Verlust aller Besitztümer unter und der aufstrebende Proletarier Attila oben wäre, sind die alten Verhältnisse doch in Wahrheit nicht ausgelöscht worden.

Eine eindrucksvoll erzählte Geschichte, die aus vergangenen Tagen erzählt, aber nichts von ihrer Aktualität verloren hat.

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Der Liebe Wahnsinn in irren Zeiten

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