Judith Hermann „Alice“, 192 Seiten, 18,95 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100331823;

Ein Buch über den Tod, über Verlust und das Zurückbleiben. Fünf Geschichten erzählt Judith Hermann (39). Im Mittelpunkt steht immer eine Frau namens Alice, die fünf Freunde verliert. Ihre Beziehung zu den Männern ist nicht wichtig, verliert sich in den lakonischen Erzählungen.

Sechs Jahre ist es her, dass die Berlinerin Hermann, die in den Medien unprateniös erscheint, um nicht zu sagen: temperamentfrei, ihren letzten Erzählband herausbrachte „Nichts als Gespenster“. Groß war also der Druck der Literaten-Öffentlichkeit, die sie schon seit ihrem Debüt 1989 als „Stimme ihrer Generation“ feiern.

Nun, was immer das bedeuten mag. Gefühllosigkeit, das Fehlen jeglicher Empathie ist auch in den fünf Alice-Erzählungen Programm. Die Geschichten mögen aus dem Leben, aus dem Berlin-Erleben einer desillusionierten Enddreißigerin gegriffen sein, dem knappen Stil fehlt etwas ganz Wesentliches: Humor.

Natürlich ist der Tod nicht lustig, auch das Leben ist nicht immer lustig, und doch ist eine Weltsicht, die von der Leere geprägt wird, auf Dauer langweilig. „Kühle Unverbindlichkeit“, wie „Die Zeit“ schreibt, gerät zur Masche, wenn sich die geschilderten Lebenswege in der Unverbindlichkeit verlieren.

Immerhin ist der Tod im Hermannschen Kosmos nicht das Ende aller Tage. Das Leben geht für die Hinterbliebenen weiter. Micha, Conrad, Richard, Malte und Raymond sind nicht mehr da, Alice hat sie alle überdauert. Und sie wird ihr Alltagsleben fortführen.

Bewertung: ***

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Lauter Lesenswertes

Alice überdauert sie alle

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