„Zwischen Vers und Gebärde (zu unterscheiden) und wissen, wie man etwas verschweigen muss, damit es leuchtet.“ Das ist, wie es einmal in „Feuer brennt ncht“ heißt, die wahre Kunst des Schriftstellers. Ralf Rothmann, Literaturfreunden hierzulande durchaus bekannt, darüber hinaus aber nicht, zeichnet sich durch ein Minimum an Handlung und ein Maximum an sprachlicher Differenziertheit aus.
Wolf ist ein alternder Schriftsteller, egoistisch, in einer Dauer-Identitätskrise lebend, geplagt mit sich selbst und gelangweilt von seiner Beziehung mit der Buchhändlerin Alina. Gerade, als sie sich ihren angeblichen Traum verwirklichen und in Friedrichshain, auf der grünen Seite von Berlin eine gemeinsame Wohnung beziehen, ist der Lack ab. Ralf nimmt sich eine Geliebte.
Dass Wolf von Ralf, dem Vornamen des Schriftstellers nur zwei Buchstaben entfernt ist und beide dassselbe Geburtsjahr (1953) haben, ist kein Zufall. Und so entfernt Rothmann Hülle vom Hülle dieses in seinem Ego-Trip verlorenen, lamoryanten Schriftsteller-Weicheis.
Na wenigtens erfüllt der Sex noch die Erwartungen, wie ausführlich beschrieben wird, aber genauso bedeutsam sind die beginnenden Leiden des Alters, die mit einer Darmspiegelung diagnostiziert werden sollen. „Generation Golf“ für die Mittfünfziger?
„Feuer brennt nicht“ ist eine Liebesgeschichte, ein Entwicklungsroman, eine Ost-West-Erzählung und ein Buch über das Berlin von heute.Manchmal erschreckend platt und voller Pathos, meistens aber in seiner Leere überaus poetisch, feinsinnig und gut beobachtet.
Bei so mancher Irritation über diesen Wolf blieb als Erkenntnis: Solche Männer sind nicht selten, und: Ich will keinen von denen!
Bewertung: ****