Abseits der Istiklal, der Einkaufsstraße in Istanbuls Touri-Viertel Beyoglu steppt jede Nacht der Bär: Eine bunte Transvestitenszene ist hier zu Hause und lebt offen ihre Neigungen aus – etwas was man in der Türkei nie und nimmer vermuten würde. Der Schriftsteller Mehmet Murat Somer will den Transen mit seinen Schmunzel-Krimis, den Hop-Çiki-Yaya-Thrillern, zu einer Normalität verhelfen.
Kein europäisches Land pflegt seine Macho-Traditionen so konsequent wie die Türkei. Umso absurder dieser Krimi, dert irgendwie doch keiner ist. Denn für die meisten Türken (es kann nicht sein, was nicht sein darf), ist die dargestellte Szene so unmöglich als würde morgen das Raumschiff Enterprise in Istanbul landen.
Stellenweise lesen sich Somers flockige Beschreibungen des Milieus sehr unerhaltsam, dann sind sie in ihrer Banmalität wieder kaum erträglich. Im Mittelpunkt steht ein namenloser Hobby-Ermittler – stark, nahkampferfahren, klug und erfolgreich. Nachts führt er einen Transen-Schuppen, tagsüber schreibt er icherheits-Software.
Als die überschaubare Transvestiten-Szene nach eine Reihe von Morden umsatzschädigend für unseren Helden schrumpft und die Polizei – wir erinnern uns, weil nicht sein kann … – die Aufklärung mit geringer Priorität vorantreibt, beginnt er zu ermitteln, wer seine Stammkunden umgebracht hat, die gemein haben, dass sie nach Propheten benannt sind.
Das „schrägste Buch der Saison“, wie der Verlag wirbt, sind die Propheten-Morde sicher nicht, wirklich spannend auch nicht, interessant ganz sicher, zeigen sie doch, wie normal die türkische Gesellschaft bei allem Säbelrasseln sein kann.
Gelsen haben muss man das Buch deshalb aber sicher nicht.
Bewertung: ***