Wenn Liebe zur Gewohnheit wird, erkennt man nicht mal mehr den Menschen im Partner. So ist das mit Jane und Alan, seit 16 Jahren verheiratet, so genannt „glücklich“. Als sie Henry und Delia bricht die Fassade auf – eine tragische „Ménage-à-quattre“, erzählt von einer der Altmeisterinnen der amerikanischen Literatur, der 1925 geborenen Alison Lurie.
„An einem heißen Sommervormittag blickte Jane Mackenzie nach über sechzehnjähriger Ehe aus einer Entfernung von fünfzehn Metern auf ihren Mann und erkannte ihn nicht.“ So beginnt dieses Experiment über das Verschwinden der Ehrlichkeit. Oder ist sie nie dagewesen?
Die Verwaltungsangestellte Jane ist seit sechzehn Jahren mit dem Uni-Professor Alan verheiratet. Sie leben so vor sich hin, Kinder haben sie nicht. Nachdem Alan durch einen Bandscheibenvorfall an Dauerschmerzen leidet, fällt ein Schatten über das Paar.
Der zuvor lebenslustige Hochschullehrer verwandelt sich in ein übellauniges, kaum mehr arbeitsfähiges Monstrum, und Jane ist plötzlich die Krankenschwester, die sich in ihrer neuen „Aufgabe“ aller schönen Dinge zu entsagen hat.
Dann lernen sie Delia und Henry kennen, ein ähnliches Paar – und Schritt für Schritt steigen beide aus. Jeder mit jedem. Das ganze Idyll bricht auseinander. Man kennt solche Konstellationen, zum Beispiel aus Dorris Dörries „Nackt“ und ähnlichen Filmen.
Lurie ist eine gekonnte Erzählerin. Aber sie verharrt zu sehr in der klinischen Mittelstandswelt. Ihre Figuren haben weder Ecken und Kanten, sie sind steril, und so gerät auch die Geschichte zu strinent – trotz aller messerscharfen Kritik an einer hohlen Gesellschaft.
Bewertung: ****
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