Das einzige, was an diesem großartigen Roman nicht stimmig ist, ist der deutsche Titel. So unpassend ist „Solange du lebst“. Warum hielten sich die Übersetzer nichts ans Original, zu deutsch „Die Taubenplage“?
Nicht ohne Grund heißt der Ort, in dem alles spielt, um den sich alles dreht, Pluto. Pluto in North Dakota, ein – wie man so sagt – gottverlassenes Nest am Rande des Indianer-Reservats. Hier leben europäische Einwanderer und amerikanische Ureinwohner friedlich zusammen, verbunden durch Familienbande, Arbeit und was sonst noch nötig ist.
Aber es liegt ein Schatten über Pluto. 1911 waren Weiße und Indianer aufeinander geprallt. Zwei Familien wurden bei der Bluttat ausgelöscht. Nie werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Die Schuld verbindet Täter und Opfer, Opfer und Täter über Generationen.
Fast hundert Jahre später sitzt die kleine Evelina bei ihrem Großvater Mooshum und lauscht dessen Erzählungen. Mooshum war der einzige Überlebende der schrecklichen Tragödie …
Aus diesem Stoff ist der Roman gebaut. Von vier Hauptfiguren lässt Erdrich (55), Tochter einer Indianerin und eines deutschstämmigen Amerikaners, die Geschichte aus deren eigener Perspektive erzählen. Die Geschichte ist opulent und ausufernd, aber mit feinem Humor fängt die Autorin ihre Protagonisten wieder ein – und zeigt, wie vielfältig doch so ein Menschenleben sein kann.
Bewertung: *****