Am Anfang steht ein Bild aus der Kindheit, eines, das die namenlose Protagonistin nie vergessen hat: Ihre Freundin, die sich an einer Tankstelle eine Zigarette ansteckt. So normal diese Szene ist, so stellt sie doch einen Wendepunkt dar. Denn ihre Freundin ist seither verschwunden.
Doch ist dies nur ein einziger Aspekt in dieser weit gespannten „Familiengeschichte“. Die Familie mit den zwei Kindern hat eine lange Autofahrt hinter sich, als sie in ihrem Urlaubsort Binz auf der Ostseeinsel Rügen ankommen.
In der Mutter, der Protagonistin, kommen Erinnerungen hoch. An die Freundin, die ausriss und nie wiederkehrte, muss sie denken, als ihre eigenen Kinder plötzlich verschwunden sind und gesucht werden müssen.
Es geht um den Vater in der örtlichen Traktorenfabrik, um die Nachbarn in Leipzig und das für eine ganze Generation unvergessliche Bild des maskierten palästinensischen Terroristen 1972 bei den Olympischen Spielen in München.
Dabei versteht es die 44-jährige ausgebildete Tanzpädagogin mit federleichter Sprache tief ins Innere der Protagonistin zu blicken, Atmosphäre und Erinnerungen verschmelzen zu lassen. In unaufgeregtem Ton entblättert sie alle Details aus der Erinnerung.
Und doch fehlt diesem Roman, der es immerhin bis auf die Auswahlliste zum Deutschen Buchpreis gebracht hatte, etwas ganz Wesentliches. Es fehlt am Außergewöhnlichen, und es fehlt an der Botschaft.
Bewertung: ***
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