Filip Florian „Kleine Krieger“, 268 Seiten, 22,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420140;
Ein Massengrab in einem kleinen Ort in Rumänien? Ganz klar, da denkt man sofort an Verbrechen des 1989 untergegangenen Diktators Ceaucescus. Das tut auch der rumänische Staat und lässt fünf mit Staatsterror erfahrene Experten aus Argentinien in die Karpaten einfliegen. Eine einfache Geschichte? Nein, keineswegs!
Florian Filip (41) hatte für die Schriftstellerei sogar seinen Brotberuf, den Journalismus, aufgegeben. Gut so, denn die sprachliche Begabung des rumänischen Debütanten ist im Roman besser aufgehoben.
Reich an Volten, reich an Kunst ist sein Roman. Bisweilen schäumt er etwas wieder, aber er packt unglaublich viel Politik und Psychologie in seinen an eine Novelle erinnernden schmalen Roman, in dem es nur vordergründig um die Suche nach der Wahrheit geht.
Was ist Wahrheit? Den Archäologen Petrus, zeitweiliger Ich-Erzähler, führt sie aus den Grabungen in dem römischen Kastell, in dem die Skelette gefunden wurden, in die Gegenwart. Er recherchiert in der Gemeindebibliothek und spricht mit Leuten wie Tante Paulina und der Witwe Jeni.
Die Militärstaatsanwälte, die Gerichtsmediziner und auch die Historiker verfolgen eigene Ziele. Und auch die Nachfahren der einstigen kommunistischen Funktionäre verstehen Wahrheit auf ihre Weise. So baut Florian einen ganzen Kosmos miteinander verbundener Schicksale im besonderen historischen Kontext der Terrorregime in Rumänien und Argentinien auf.
Ein spannendes, ein hoch politisches Buch. Empfehlenswert, wenn auch keine leichte Kost.
Bewertung: *****
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