Andreas Maier „Sanssouci“, 303 Seiten, 19,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518420300;

Potsdam ist eine der schönsten Städte der Republik, sage ich, sagt Gabi. Andreas Maier, geborener Bad Nauheimer und ehemaliger Stadtschreiber in Potsdam, ist wohl anderer Meinung. Schmeichelnd ist es jedenfalls nicht gerade, was er in „Sanssouci“ erzählt.

Die Kritik ging nicht gerade zimperlich mit Maiers Roman um. Nach dem hochgelobten „Wäldchestag“ von 2000 schaffte es „Sanssouci“ immerhin auf die „Longlist“ des Deutsches Buchpreises.

Das Problem des Romans (oder vielleicht dessen Einzigartigkeit): Nicht die Geschichte steht im Vordergrund, sondern die Sprache, die hier als Waffe dient, um das Böse, das Provinzielle, die Konsequenzen einer schwierigen Stadtgeschichte darzustellen. Das Entscheidende wird nicht ausgesprochen, sondern immer nur angedeutet. Damit befindet sich Maier ganz im Kielwasser seines Vorbilds Thomas Bernhard.

Max Hornung ist tot. Der westdeutsche Regisseur, der in Potsdam lebte und eine ebenso umstrittene wie beliebte Vorabendserie namens „Oststadt“ verantwortete, starb bei einem  Unfall. Beerdigt wird er in Frankfurt vor einer eigentümlichen Trauergemeinde.

Das ist Merle Johansson, eine eigentümliche Frau, die einen kleinen Sohn hat, Jesus, für den Hornung Unterhalt zahlte, obwohl nicht klar ist, ob er Vater des Kindes ist. Dann gibt es die nicht minder irritierenden Zwillinge Heike und Arnold. Und aus München kommt der Russlanddeutsche Alexej, Novize eines russisch-orthodoxen Klosters. In welcher Beziehung standen sie zu dem Verstorbenen?

Alle Wege führen zurück nach Potsdam. Die Residenzstadt mit dem berühmten Schloss Sansoucci ist weniger Lösung als Schauplatz, weniger Symbol als tatsächliche Frage. Ob sich der Leser aber wirklich zurechtfindet in dem Labyrinth der Gänge unter dem Schlosspark?

Keine leichte Kost, mehr ein Experiment ist dieses Buch, auf das man sich einlässt oder nicht, das einem gefällt oder eben nicht. Ohne eine gewisse Beharrlichkeit mag die Bewältigung dieses mitunter doch etwas kleinlichen Stücks Literatur  nicht gelingen.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Ohne Hoffnung in Potsdam

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