Eine schwierige Aufgabe. Nach dem Weltbestseller „Die Vermessung der Welt“ sollte Daniel Kehlmanns nächstes Buch natürlich nicht allzu sehr abfallen. Er scheint es geschafft zu haben, zumindest vom Leserzuspruch her. Aktuell steht „Ruhm“ auf Platz 5 der Spiegel-Bestsellerliste.
Klugerweise hat Kehlmann mit „Ruhm“ etwas völlig Anderes gemacht, einen „Roman in neun Geschichten“, wie’s im Untertitel heißt. Er erzählt auch nicht über längst verblichene Naturforscher und Mathematiker, sondern bleibt in der Gegenwart: Ein Mann kauft ein (neues) Handy und bekommt lauter Anrufe, die nicht ihm, sondern einem gewissen Ralf gelten. Also spielt er diesen Ralf.
Das Handy, oder Mobiltelefon, wie Kehlmann in Anlehnung an die internationale Bezeichnung sagt, also das Handy ist immer dabei in diesen neun Geschichten. Als Symbol unserer Zeit hat Kehlmann diesem unauffällig-auffälligem technischen Wunder sein Buch gewidmet.
Die neun Geschichten sind alle irgendwie verbunden: Der Schauspieler, der scheitert, als sich ihn plötzlich niemand mehr bei ihm meldet anruft. Ein Schriftsteller, dessen Leben in seiner Literatur aufgeht. Und wie Kehlmann selber sagt, es geht „ums Vergessenwerden, ums Verschwinden, um das Sichverlieren oder die Auflösung“.
Der 34-Jährige ist ein glänzender Erzähler, einer der mit Sprache umzugehen weiß. Das können andere auch. Dass „Ruhm“ so starke Beachtung fände und bei den Lesern einen Kaufreflex auslöste, ist nicht denkbar ohne den Erfolg der „Vermessung“. Kehlmann konnte also nur verlieren. Und das hat er durchaus im Rahmen gehalten.Wir sind gespannt auf dessen nächstes Werk.
Bewertung: ****
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