Jan Christophersen „Schneetage“, 368 Seiten, 22 €, Mare, ISBN: 978-3866481060;

Norddeutschland kam ein bisschen kurz in den letzten Jahren. Immer nur Bayern und Baden-Württemberg oder auch Berlin, Schleswig-Holstein? Nein. Schade drum, denn in Deutschlands hohem Norden werden spannende Geschichten erzählt, etwa von den Schneetagen anno 1978/79.

Die bis heute unvergessene Scheekatastrophe vor 30 Jahren hat der Flensburger Jan Christophersen als Kulisse für seinen Debütroman gewählt. Er entwickelt daraus eine packende Familiengeschichte mit allem, was dazugehört, einer  versunkenen Stadt, deutsch-dänischen Animositäten.

Was diesen Heimatroman auszeichnet, ist die ruhige, unaufgeregte Erzählweise, die man als „gepflegte Langeweile“ missdeuten kann, in Wirklichkeit aber dem Charakter der Menschen im Norden am ehesten entspricht.

Christophersen (34) verlegt seine Handlung 30 Jahre zurück, in den Schneesturm. In einem nordfriesischen Dorf an der deutsch-dänischen Grenze bricht Gastwirt Paul Tamm zusammen. Überlebt er?

In diesen bangen Tagen erinnert sich Ziehsohn Jannis an die gemeinsamen Jahrzehnte, als er nach dem Krieg in die Familie kam, Paul aus dem Lager zurückkam, sie beide im Watt nach den Spuren der versunkenen Stadt Rungholt suchen und auf die Geschichte eines englischen Soldaten stößt, der mit ihm verbunden zu sein scheint.

Jan Christophersen, der eigentlich Musiker werden wollte und in Leipzig Literatur studierte, hat viel hineingepackt in diesen Schmöker. Sechs Jahre Arbeit, aber manchmal ist weniger auch mehr. Wir sind gespannt, was folgt.

Bewertung: ****

P.S.: Am 23. Oktober 2009 wurde mitgeteilt, dass Jan Christophersen für „Schneetage“ den Debütpreis des Buddenbrookhauses erhält. In der Jurybegründung heißt es, Schneetage sei lebensnah und glaubwürdig. Jan Christophersen gelinge das Kunststück, in karger und lakonischer Sprache ein stimmiges Bild norddeutscher Mentalität zu entwerfen und dabei stimmungsvoll und atmosphärisch dicht zu erzählen. Der spannende Plot erfahre durch die virtuose Verknüpfung von verschiedenen Zeitebenen eine besondere Intensität und Tiefe.

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