Annie Leibovitz „Annie Leibovitz at work“, 237 Seiten, 46 €, Schirmer/Mosel, ISBN: 978-3829603829;

Annie Leibovitz ist die berühmteste Fotografin der Welt. In ihrer beinahe 40-jährigen Karrierehat sie beinahe jeden bekannten Filmstar, jeden Musiker oder sonstigen Künstler vor der Kamera gehabt. Und alle hörten auf ihr Kommando – zogen sich aus oder an, legten sich hin, liefen, saßen oder taten sonstwas. In „Leibovitz at work“ erzählt sie Kapitel aus ihrem Leben.

Es gibt etwas, das unterscheidet die bald 60-Jährige von all den anderen Fotografen ihrer Zeit. Es ist wohl das Vertrauen, das die Porträtierten zu ihr haben: Nie hat sie Mick Jagger bloß gestellt, selbst wenn sie mit ihm Partyexzesse durchlebt hat.

Oder John Lennon und Yoko Ono. Annie Leibovitz sollte 1980 in New York das Coverfoto für eine Platte der beiden schießen. Sie schlug vor, sie sollten sich nackt ausziehen, wie vorher schon mal. John wollte, Yoko nicht.

Und so enstand ein Foto, das jeder kennt. Yoko langgestreckt daliegend, in Jeans und Pulli  und der nackte John, der sie wie ein Säugling umschließt. Wenige Stunden später war John Lennon tot, erschossen von einem Irren. Als „letzten Kuss“ empfand Leibovitz dieses Foto.

Solche Geschichten erzählt sie eine nach der anderen, über O. J. Simpson und Patti Smith, über Aktphotos und über ihre Mutter, Hollywood und die Queen, die sie die Ehre hatte, 2007 in Buckingham Palace offiziell fotografieren zu dürfen.

Es geht um die Möglichkeiten und um die Grenzen ihrer Arbeit, in der sich Handwerk und Kunst untrennbar vermischen. Wie in den Fotos auch, überschreitet Annie Leibovitz in ihren Geschichten nie die Grenze zum Voyeurismus, sondern behält stets den Respekt vor ihren „Kunden“.

Erstaunlich wie die ehemalige Lebensgefährtin von Susan Sontag all die Umbrüche überstanden hat. Angefangen beim Musikmagazin „Rolling Stone“, das mit ihren Fotos groß wurde, schaffte sie den Wechsel von Schwarz-weiß zu Farbe, und heute schätzt sie die Digitalfotografie.

Mehr als nur ein Anhang sind die letzten Kapitel. Sie schreibt über die Ausrüstung, beantwortet die zehn meistgestellten Fragen, zeigt eine Veröffentlichungsgeschichte aus Fotos und dokumentiert schlaglichtartig ihr Leben.

Ein rundherum gelungenes Buch, das auch zwischen den Zeilen viele Einblicke liefert. Ein Muss für jeden, der sich für Fotografie interessiert.

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Die Geheimnisse der Annie Leibovitz

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