Zwei Künstler fielen mir ein, als ich dieses tolle Buch studierte: Dieter Wieland, der mit „Grün kaputt“ schon vor 25 Jahren die Einfallslosigkeit des „German Way of Life“ darstellte, und natürlich der großartige Godfrey Reggio, der mit Filmen wie „Koyyanisqatsi“ ebenfalls schon Mitte der 80er Jahre die Schattenseiten der Zivilisation zeigte.
Alex MacLean ist Pilot und Fotograf und in beiden Professionen ein großer Könner. Seit mehr als 30 Jahren beendet er von oben die menschengemachte Veränderung der amerikanischen Landschaften und Städte.
Der Titel seines jüngsten Buches „Over“, der schon nach wenigen Wochen in zweiter Auflage erschien, ist zweideutig: Over für über, von oben, Over aber auch für Schluss, vorbei. Der Untertitel „Der American Way of Life oder Das Ende der Landschaft“ dookumentiert dann allerdings den kritischen Ansatz.
Die Luftbilder MacLeans sind in hohem Maße ästethisch, Kunstwerken gleich in ihrer Einförmigkeit – und gerade dadurch so erschreckend: Golfplätze in der Wüste, monotone Siedlungen an künstlichen Kanälen, endlose betonierte Flächen und Umweltschäden durch Kraftwerke.
Das Zerstörungswerk des (amerikanischen) Menschen ist offenbar nicht zu stoppen. Eindrucksvoller als dies mit Texten möglich wäre, zeigen dies MacLeans Fotos.
„Over“ ist ein hochpolitisches Werk. Es bleibt nur eine Frage offen: Ist es für eine Umkehr schon zu spät?
Bewertung: *****