Ein Roman wie eine Fernsehshow. Spannender als der Inhalt von Glynn Maxwells „Das Mädchen, das sterben sollte“ ist dessen Form: 450 Seiten in Dialogform. Rede und Gegenrede, mehr nicht – oder: nicht weniger. Denn so entfaltet sich große sprachliche Fertigkeit, in dieser Art literarischen Reality-Show.
Dreharbeiten in Nordafrika. Eine Bombe detoniert und tötet fast 100 Menschen. Alle Welt interessiert sich nur dafür, ob der Megastar Thomas Bayne überlebt hat. Er hat, das steht nach 99 langen Minuten endlich fest. Während also im fernen London wegen Bayne alles drunter und drüber geht, lässt sich Susan Mantle (28), Cambridge-Absolventin und Touristenführerin, von einer Wahrsagerin die Zukunft prophezeien: „Sie werden berühmt. Sie werden reich. Sie werden einem großen dunklen Fremden begegnen. Sie werden Nein zu ihm sagen bis zu dem Tag, an dem Sie Ja sagen. Am Tag darauf werden Sie sterben.“
Susan ist konsterniert und läuft einem Fernsehteam in die Arme, das gerade hinter einer ganz anderen Story herjagt. Das Missverständnis wird zur großen Story: Der „geheimnisvolle Engel“ wird berühmt. Und wann kommt der Tod?
Maxwell (46), Literaturprofessor in Oxford und Autor von Dramen, Lyrik, Opernlibretti und Hörspielen hat einen wunderbaren Rundumschlag durch die moderne Unterhaltungsindustrie geschlagen, mit Rezepten, wie das Überleben trotzdem möglich ist. Und das alles als andauernder Dialog mit kursiven Gedankenschnipseln.
Innovativ und rasant.
Bewertung: ****
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